Tuesday, February 28, 2006

Gestern wurde in Radio Free Africa gesagt, dass Majira (eine der größten Tanzanischen Tageszeitungen) geschrieben hat, dass in Makte die Lutheranische Kirche AIDS Behandlungsprogramme unterbinden will?

Seit ich wieder da bin, ohne der Unterschrift des Bischofs, sind manche (wie der alte Botschafter Tunginie) sehr erfreut und besonders die ganz Alten werden immer freundlicher. Manche lassen mich wissen, dass ich dieses Spiel sehr gut gemacht habe? Für mich ist das kein Spiel, es geht um das Leben der Menschen und es geht mir schlecht.

Jackson plant ein Aufbegehren mit PIUMA: Für bessere Krankenhäuser, Zugang zu besseren Medikamenten und gegen Korruption und Verschwendung der AIDS Gelder. Er hat Spass daran? Es errinnert ihn an seine Zeit als Stundentenführer an der Uni. Er ist gebildet und versteht die Therapien und Nöte der Patienten hier besser als die "Ärzte", Hexerei! Er sagt dass viele aus seiner Familie an AIDS gestorben sind, dass das schmerzt - V. sagt das auch immer wieder und erzählt mir von den Toden ihrer Geschwister - ich staune über die Gleichgäültigkeit in den Religionsgemeinschaften - in der ELCT im besonderen!

Komme grad aus dem OP, habe eine Knöchelfraktur operiert, bimalleolare Fraktur, war nicht einfach, ist aber gut geworden, muss oft an die Kollegen in Oberndorf denken, die mir das beigebracht haben, besonders an Stefan.
Nun werde ich eine völlig versiffte Unterschenkelfraktur operieren, es kommen immer mehr mit solchen alten Frakturen - ich mache was ich kann, was ich mir zutraue. Das ist oft nicht leicht zwischen Wagemut und Vorsicht zu bleiben.

Monday, February 27, 2006

Habe gerade mit einem Freund (Günther aus Wien gechattet, der lange in Brasilien Entwicklungshelfer war und nun bei ADA Österreichische Entwicklungszusammenarbeit arbeitet) sagt auch was über mein Denke hier!


guenther schoenleit... :
hallo rainer! wie gehts? surfe gerade im Internet um meine reise nach Washington vorzubereiten. treffen da einige leute von der participation and civic engagement group der weltbank. und da ist es gut zu wissen was die so machen

rainerbrandl : machst du das im auftrag der ada (österreichische Entwicklungszusammenarbeit)?

guenther schoenleit... : hey rainer, ja ich werde teilweise auf Dienstreise und teilweise auf urlaub sein. insgesamt 3 wochen unterwegs

rainerbrandl : ich beantworte gerade mails von der AGEZ, ich bin ja auch nicht so fundiert, aber die sind wohl eher oberflächlich mit ihrer towbin tax?

guenther schoenleit... : ja ich hab dein mail an die AGEZ gelesen und stelle mir die reaktionen vor....

rainerbrandl : kriegst eine Kopie, also ich würde lieber in Thailand HIV positiv sein und trotz (oder wegen) des turbokapitalismus ist das system nun um einiges sozialer als hier in Tanzania: korruption, abhängigkeit, zugang zur information... das sind die schlüsselpunkte für mich

guenther schoenleit... : kann ich wir vorstellen, aber das hat naürlich nichts mit dem turbokapitalismus zu tun, das ist schon ein sakrileg in der öst eza szene

rainerbrandl : ich habe das gefühl, wir haben keine ahnung von der welt, ich finde das manchmal geradezu zynisch

guenther schoenleit... : letzte woche war ein event im parlament zum Global marshall plan, der von allen parteien irgendwie unterstützt wird. alle waren auch für die tobin tax und das kann man ja guten gewissens fordern. dazu noch die globale einführung der ökosozialen marktwirtschaft, so als hinge das nur von ein paar leuten in der weltbank ab. aber wie man das in den einzelnen ländern erreicht, da wirds kompliziert und da verstummen dann die meisten aktivisten...

rainerbrandl : genau, mir geht auch auf die Nerven, dass das immer wieder die Tendenz hat, dass doch "wir" ber andere bestimmen (wollen), was natürlich nicht heissen soll, dass man zu allem ja sagen soll. Umweltverschmutzung in China kommt da... immerhin sind wir (und die US) die größten Verschmutzer und wenn ich mir die Diskussionen in der neueren chinesischen Öffentlichkeit (und Politk) ansehe (auch wenn da noch sehr vieles im Argen liegt) über Umweltverschmutzung und Aktionen dagegen, dann ist das was Neues

guenther schoenleit... : weiss gar nicht wie umweltschutz in china diskutiert bzw. betrieben wird.... aber ich denke china ist ein gutes beispiel, das zeigt, dass entwicklung oder rückständigkeit nicht einfach fremdbestimmt sind, sondern doch ziemlich viel hausgemacht

rainerbrandl : es gibt zumindest entschudigungen und investitionen zur verbesserung und sicherheit der industrie, wenn eine Fabrik (eine alte) einen ganzen Fluss verdreckt und das zeigt konkrete Wirkung - wie nach dem Zusammenbruch des Ostens

guenther schoenleit... : apropos fabrik, kannst dich an Darwins Nightmare von Hubert Sauper erinnern? der bekam jetzt einen internationalen preis als besten erstlingsfilm und wird sogar für den oskar nominiert. im TV heisst es dann, dass er auf erschütternde weise zeigt, wie sich der westen auf kosten afrikas bereichert.... kannst dich an unsere diskussion erinnern

rainerbrandl : ja, aber hier in Tanzania kommt das ganrnicht gut an, die sagen nun wollen sie unsere Entwicklung zerstören, weil der Fisch verkauft sich so gut, das ist wahr und unwahr zugleich "qui bono?" Wahrscheinlich werden die Artikel von denen bezahlt, die die Kohle durch Korruption in ihren Taschen verschwinden lassen und andererseits wollen die menschen hier kein so negatives bild von ihrem land gezeichtnet haben - da kann ma leicht emotionalisieren

guenther schoenleit... : ich finde der film ist eine gut gemeinte, aber dennoch problematische tirade gegen die globalisierung, die letztendlich dem süden nicht viel bringt, weill sie suggeriert, das mit 'disengagement' from the world economy alles besser wird. das gegenteil ist ja oft der fall. ich lese übrigens gerade 'the end of poverty' von Jeffrey Sachs. interessantes buch, würde mch interessieren, was du darüber denkst...

rainerbrandl : die kriegen hier freien zugang zum weltmarkt für ihre produkte und kritische afrikanische journalsiten schreiben, nun müssen wir ihn erst produzieren den zucker - können sie nämlich nicht, nichtmal für den eigenen markt, obwohl das gut möglich wäre, aber SO sicher nicht, die brauchen einen schub in der zivilgesellschaft, den medien, der politik. Kikwete der neue präsident zieht land auf und landab und wirft die korrupten raus, das macht schlagzeilen, ob er bessere hat, wird sich weisen und irgenwann kommt im die internationale politik in die quere und die vielen die mitreden wollen

guenther schoenleit... : ich denke, es wird ihm viel eher die nationale politik in die quere kommen, denn die vielen rausgeworfenden korrupten sind einflussreich und wollen zurück an die tröge...

rainerbrandl : kann sein, aber das Volk liebt ihn. er ist unglaublich mächtig im Moment und scheint sehr gut vorbereitet zu sein, ich habe einen freund ganz aus seiner Nähe und es ist beachtlich, wie gut er mit Medien umgehen kann und wie er auch zur Kritik auffordert. Er ist sehr freundlich, aber beinhart.
Es genügt schon dass der Bischof das Bild sieht wo ich mit ihm diskutiere - bibbber - er hat ökonomie studiert und war zehn jahre aussenminister, im moment kämpft er gegen die eigene zu meinem freund hat er gesagt, eigentlich müsste er 50% der funktionäre rauswerfen und 50% der beamten, aber das kann man nicht so schnell machen, es muss trotzdem eine sanfte revolution sein - neuer drive, neuer speed, neue kraft, das ist sein schlagwort

guenther schoenleit... : es ist schon erstaunlich, was political leadership ausrichten kann, aber langfristig muss sie es schaffen, die gesellschaftlichen grundlagen für eine alternative form der politik zu bauen (basierend auf einem wertewandel, neue machtbasis, neue formen der legitimation etc.), ansonsten wird es nicht von dauer sein.

rainerbrandl : ich denke aber dass ergenau das vorhat, zumindest hat er sich so ein Team zusammengebau, von denkern und Implementern, ausserdem viele Frauen und allgemein menschen die sich in "der Wirtschaft" oder als Politiker ohne Korruption bewehrt haben, man wird sehen. Es gibt hier wegen Nyerer immerhin einen guten Boden, ideologische menschen, diskussionen über ethik, Ich denke nur, dass die kinder erwachsen werden müssen...

guenther schoenleit... : ja, das glaub ich schon. einn gutes team ist wichtig, die ideologisch-ethische basis auch, aber was vielleicht fehlt, sind institutionen, eine starke politische bewegung, partei, zivilgeselllschaft, demokratische partizipation jenseits von clans, stämmen, klientelistische seilschaften udgl. Botswana wird immer als musterland afrikas gehandelt. wie sind die strukturen dort, wie läuft dort der poliitsche prozess??

rainerbrandl : ich habe einen mitarbeiter, der hat zwie jahre in botswana gearbeitet und ist sehr beindruckt, er meint es wäre so extrem fair, dass er am anfang schwierigkeiten gehabt habe sich zurecht zu finden. auch das verhältniss von männern und frauen sei sehr unterschiedlich zu tansania, es zählt was du kannst, es gibt kredite, ideen, ein trockenes land mit bewässerung, keine clans, was kannst du, wir brauchen dich... okay hier ist der job und du kriegst 700 bis 1000 dollar, einen kredit für auto oder haus, und die türen sind nicht versperrt, im bus würden alle bezahlen beim fahrer und wäre das system so in tanzania, dann würden sie alle aus dem fenster springen und davonlaufen

guenther schoenleit... : genau das ist wohl das problem..

rainerbrandl : der mitarbeiter war übrigens schon n tanzania studentenführer und organisiert grad einen aufstand gegen die korrupte kirche hier, er sit der sozialste mensch den ich hier kenne

rainerbrandl : sag mal könnte ich diese unterhaltung veröffenltichen, muss aber nicht sein

guenther schoenleit... : es profitieren zu viele von einem status quo, der letztendlich aus gesamtgesellschaftlicher sicht dsyfunctional ist

rainerbrandl : genau, das zu lernen, geht aber nur aus der erfahrung, dass es was bringt, wenn es anders ist, das muss JK (der neue präsdent) schaffen

guenther schoenleit... : veröffentlichen, ja meinetwegen, wo denn?

rainerbrandl : in meinem blog www.rainerbrandl.blogspot.com

guenther schoenleit... : aber noch eins: es ist richtig, veränderung muss sich auszahlen und es ist sache der politik, die anzeize so zu setzen

rainerbrandl : genau, ganz deiner Meinung! und das kann überal anders aussehen, bedarfsorientiert

guenther schoenleit... : natürlich, aber es gibt gewisse gesetzmässigkeiten, die überall gelten, bei der ausgestaltung gibt es spielraum

rainerbrandl : sicher! reden wir über die gesetzmässigeiten, das ist interessant, das nächste mal!

guenther schoenleit... : alles klar, bis dann also!

Wednesday, February 22, 2006

Ich würde mich gerne zurücklehen und ein gutes Buch lesen!

Hexerei, das geht so:
Wir (ich, Jackson, Byron, Kabanyuma der Chef der Selbsthilfe Gruppe der Menschen mit HIV AIDS) werden beschuldigt folgende in den Tod hexen zu wollen: Bischof, Vizebischof, Buchhalter, Apotheker, 2 Ärzte... (ich wundere mich mit welcher Präzision jene Menschen sich selbst aufzählen, die ständig als Diebe oder deren Unterstützer in Verdacht stehen). "Dr. Rainer" wäre sogar nach Europa geflogen und hätte die berühmten Hexer dort getroffen, die dann mit den lokalen Tanzanischen... aber sie hätten keine Angst, nein, auf keinen Fall, sie wären nämlich auch starke Zauberer.
Wir wären also zu den traditionellen Heilern gegangen und hätten mit denen gemeinsam einen Fluch gehext...

Der angebliche Hintergrund:
Die Heiler aus der Umgebung haben einen Arzt (einer der beiden siehe oben - "Dr." Mcheschi) zu sich gerufen und ihm gesagt, dass sie wüssten wer das Krankenhaus an den Abgrund bringe und dass sie gut heissen würden, was "Dr. Rainer und sein Team und Dr. Hans" leisten würden). Falls es dann ein Problem gäbe und diese Programme in Schwierigkeiten kämen, dann würden Mcheschi und die anderen Diebe es wohl mit ihnen, den Heilern zu tun bekommen.

Eine klare Stellungnahme.

Alle sind sehr freundlich nach wie vor, aus der Community.

Gestern haben wir zwei Abstracts zur AIDS Konferenz in Troronto eingereicht (Über PIUMA, die Selbsthilfegruppe, die nun sogar schon die lokale Kirche mahnend wegen deren Diebstählen an den Armen in Schwierigkeiten bringt - was für ein Unterschied zu vor einem Jahr wo nichtmal über AIDS geredet wurde - und einen anderen über die Errichtung unserer Klinik, die Technik und den Einschluss der Patienten in die tägliche Arbeit)

Wir werden sehen, die Freunde von der McGill Universität in Kanada haben geholfen.

Was mit leid tut ist, dass sich das Krankenhaus im Moment viele Chancen und Kontakte zerstört, dass die Menschen an der Macht noch immer nur an der eigenen Tasche interessiert sind. Es ist wichtig für die Geber strikt zu sein, dazu ein Brief vom Bruder des Südafrikanischen Präsidenten and Bob Geldolf, der Pop Musiker der auf und ab zieht im Kampf gegen die Armut in Afrika:

Dein Herz ist zu gut Bob, trotzdem - ihr unterstützt die Korruption! (das erinnert mich sehr an die lutherische Kirche hier, gestern haben wir aus den sehr schlechten Audit reports zusamengerechnet, dass sicher über 200.000 Euro verschwunden sind, vermutlich das Dreifache in den Jahren 2004/2005)

Johannesburg - Kritik aus Afrika muss sich Live 8- Organisator Bob Geldof gefallen lassen. In einem Offenen Brief mit dem Titel "Lieber Bob..." hält ihm Moeletsi Mbeki, der Bruder von Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, vor, die Situation auf dem Kontinent durch sein "weiches Herz" zu verschlimmern. In einem am Mittwoch in der Zeitung "The Star" veröffentlichten Schreiben meint der stellvertretende Leiter von Südafrikas Institut für internationale Angelegenheiten: "Niemand bezweifelt Deine guten Absichten bei der Organisierung von Live8; Deine Leidenschaft für die Lösung unserer diversen Übel verdient Applaus. Aber ... es besteht echte Gefahr, dass Du die Dinge schlimmer machst."

Geldof verstehe Afrikas Kernproblem nicht und bekämpfe die Symptome an Stelle der Krankheit, meint Moeletsi Mbeki. "Und diese Krankheit, Sir Bob, ist der schockierende Mangel an Rechenschaft, den die, die die Afrikaner regieren, ihnen gewähren: eine Elite aus Politikern, Offiziellen und Generälen, von denen viele korrupt und inkompetent sind." Im Westen hätten nur wenige Politiker "den systematischen Diebstahl des Reichtums eines ganzen Kontinents durch seine eigenen Politiker" kritisch hinterfragt. Sie fürchteten, sich Rassismus- oder Neokolonialismus-Vorwürfen gegenüber zu sehen.
Hunger und Krankheit seien gute Gründe für Spenden. "Aber für jede Spende, die einen leeren Teller mit Essen füllen soll, wird ein anderer von der gierigen afrikanischen Elite geleert oder schlicht verschwendet". Nur wenn Afrikas Regierungen zur Rechenschaft gegenüber ihrer Bevölkerung gezogen würden, bestehe Hoffnung auf Änderung, meinte Mbeki. (APA/dpa)

Tuesday, February 21, 2006

Mzee Obadia, einer der Alten hier, steht vor dem Krankenhaus und lacht wie ein junger Bub, er grüßt mich und heißt mich willkommen (der Wald, den er jahrelang mühsam gehegt und gepflegt hat wurde gestohlen - verkauft, aber nicht verbucht.) Angebaut hat er ihn für das Krankenhaus, als junger Mann, damit man aus dem Profit einmal Medikamente kaufen könne...

Kabuyu, der Führer der Gruppe der Menschen mit HIV/AIDS, wird von uns schlafend vor Gerhards Haus gefunden. Er hat das Haus während unserer Abwesenheit bewacht. Er kann es kaum fassen, dass ich wieder da bin und meine Aufenthalts und Arbeitsbewilligung bekommen habe - ohne den Bischof. Er stottert und stammelt, es gehe ihm gut, er freue sich, er habe auf Gerhards Haus aufgepasst, vor der Türe geschlafen, damit nichts passiere.
Rebecca, unsere CTC Sekretärin und Perle, die läuft zu meinem Auto und nimmt meinen Arm und rubbelt ihn (die Farbe geht nicht ab) als könne sie es nicht glauben, dass ich wirklich hier bin, wieder da!
Kabuyu habe jemandem im Krankenhaus attackiert: "Du verstehst nicht, die wollen uns nur helfen, Dr. Rainer will uns nur helfen - sieh ich war so gut wie tot und nun lebe ich, warum müsst ihr immer Schwierigkeiten machen"
Überall lachende Menschen und vor allem unsere Patienten, denen es gut geht, die schon eine Demonstration vor dem Haus des Bischofs gemacht haben. Viele seien zu ihm gegangen und haben sich beklagt.

Vor einem Jahr haben noch alle zu Boden geschaut, wenn das Wort AIDS ausgesprochen wurde, nun Kämpfen sie für ihre Rechte, gegen die Korruption und bringen die in der Kirche in Schwierigkeiten, die sie verraten und betrügen. Es wird in der PIUMA Gruppe diskutiert, wie es sein kann, dass jemand 10 Tage im Spital liegt und kein Arzt vorbeischaut, er dann entlassen werden will und eine dicke Rechnung aufgebrummt bekommt - Selbsthilfegruppe beginnt zu arbeiten, sie werden sich beschweren! Gut so!

Manche laufen aber auch davon wenn sie mich sehen, vor allem die, die immer wieder mit Hexerei zu tun haben und unser Team beschuldigt haben, den Bischof und andere verhexen zu wollen. Sehr spassig!

Die Reports der Auditoren sind freigegeben:

Sehr schlampig gemacht und das Geld nicht wert, keine Summen, wenig Klarheit über Verantwortlichkeiten, die (elektronische) Kopie des Reports aus der Bischofs Office fehlt überhaupt.
Sonst, Schulen, Projekte, Krankenhaus: keine Buchhaltung, gefälschte Rechnungen,
Tote auf der Gehaltsliste der Regierung, genug Stoff für einen Polizeieinsatz. (wer sie haben will inklusive kritische Statements von afrikanischen Experten, der kann sie bekommen)

Ein Pastor sagt zu Jackson: Dr. Rainer hat einen großen Fehler gemacht, er hat den Namen der Kirche in den Augen der Geber beschmutzt...
Immer wieder das gleiche Muster (und ich bin nicht sicher, ob es nicht überall auf der Welt Menschen gibt, die so denken - wer rettet die Kirche?).

M. unser guter Freund, ein gläubiger Christ und Berater der neuen Präsidenten hat einmal gesagt: Es sei wohl der Dieb das Problem und nicht die, die darüber reden. M. war Journalist und Lehrer und träumt davon eine Schule für Ethik und Leadership zu eröffnen.

Jackson war früher Studentenführer und arbeitet, um unsere Klinik zu organisieren Tag und Nacht und ist ein kluger sozialer Kopf. Er plant eine soziale Revolution - ein Aufbegehren gegen die Unterdrückung der Armen und die Diebe, die von den Armen stehlen. Sagt es solle nicht ständig personalisiert werden, zum Beispiel: "Dr. Rainer, Jackson, der und die...."

Es gibt Probleme, aber es bewegt sich viel und Menschen lachen und umarmen uns. Ein neues Gefühl. Heute wurde beim Bischof beraten, ich denke auch über das Krankenhaus und die Klinik.

Saturday, February 11, 2006

Heute ruft der höchste Beamte aus dem Distrik bei mir an und V. hebt ab. Das Krankenhaus wäre im Aufruhr, der Bischof ein Problem, ob ich schon auf dem Weg nach Hause wäre, PIUMA wolle für mich demonstrieren und das Distrikt und er persönlich wünsche, dass ich zurückkäme. Seit ich hier in Makete wäre, wäre für die Menschen mit HIV/AIDS sehr viel erreicht worden und es wäre mehr geschehen, als je zuvor.

V. erklärt dem DC nochmals die ganze Affäre um den nicht bekannten oder dokumentierten Verbleib der Gelder aus Europa und dass die Missionen und Geber noch immer auf die Reaktion und die Konsequenzen warten. Dass das der sehr verständliche Grund für die Geber wäre, die Überweisungen komplett einzustellen und Aufklärung zu fordern und dass das der Grund für die Auseinandersetzungen mit dem Bischof wäre. Der Bischof habe aber doch Dr. Rainer versprochen, den Brief zu schreiben, es aber dann nicht getan - deshalb, die Situation mit der Aufenthaltsbewilligung. V. erinnert den DC an das Gebot. "Du sollst nicht lügen" und der DC meint, er wisse, alle wollen weiterarbeiten, nur der Bischof und die Kirchenführer seien ein Problem, der Staat wisse darum.

Er wird mir einen Brief schreiben für die Immigration, in dem er bittet, dass mir die Bewilligung verlängert wird und dass die Distriktsbehörden wünschen, dass wir mit unserer Klinik weiterarbeiten. Ich solle ihm ein FAX schicken, wo ich meinen Wunsch so zu tun nochmals niederschreiben - werde ich machen!

Gestern waren Byron und Jackson bei ihm und auch mit den Vertretern, der Kirche wurde diskutiert. Ich bekam dann ein SMS von Byron, dass sie stundenlang diskutiertt hätten, aber es wäre hoffnungslos, es würde nicht verstanden, dass wir einfach weiterarbeiten wollen.

Wir werden versuchen eine neue Klinik machen, wenn nicht in der Kirche, dann ohne, wir werden noch mehr Menschen behandlen, gemeinsam mit unseren Partnern in Ikonda, TANWATS, dem EAWM, McGills University in Canada, dem National AIDS Programme, Ärzten ohne Grenzen, der Firma Partec und anderen, die uns helfen wollen. Zu fürchten ist nur, dass es ein zu großes Geschäft mit der Armut ist, mit dem Leiden, so wird man uns nicht arbeiten lassen?

Heute morgen bekomme ich viele Anrufe von meinem Team, ich denke es geht ihnen gut, Heidrun hat eine Frage wegen einem Patienten, Mary hat mit Betty ein gutes Teaching in Njombe gemacht und ist stolz darauf.

Ich werde hier noch eine Woche aushalten und endlich den Bericht über die letzten beiden Jahre fertigstellen. Das ist auch nötig, mal zu zeigen, was wir alles erreicht und investiert haben.

Friday, February 10, 2006

Warte noch immer auf den Brief aus der Diözese. Meine Papiere liegen bei der Immigration, Jackson und Byron sind beim Distriktkommissioner, kündigen an, dass PIUMA demonstrieren wird, wenn das so weitergeht. Alle stehen hinter mir, bis auf den Bischof und R. S. findet, dass ich sehr undiplomatisch bin mit meinem Mail an den Bischof. V. findet das nicht, Gerhard auch nicht. Es steht weder in Mails, noch im Blog etwas, was nicht zu vertreten wäre.

Ich finde es sonderbar, dass nur "Undiplomatie" Sachen ins Rollen bringt. Mir ist das auch nicht angenehm. Aber das Spiel geht nicht seit gestern so und ich habe oft genug, auch unter vier Augen, sehr ehrlich mit dem Bischof geredet, dass nun die "Informationsverteilung" kritisiert wird und nicht über die Sache und die Konsequenzen diskutiert wird, sonderen eher darüber ob man mit einem Bischof so reden dürfe ist symptomatisch.

Über die Kranken, die Frauen (empowerment of women projects), Waisenkinder und so weiter reden wir nicht mehr... ausser sie dienen als Feigenblatt für die nächste Geldauftreibeaktion?

Bischof sollte, an ethischen Standarts gemessen, woll "besser" als die anderen sein, ein Vorbild. Warum sind solche Dinge ?

TANWATS Hospital bekommt die Medikamente nun auch und sie können behandeln.

Gestern habe ich den neuen Parlamentsabgeordneten über SMS gebrieft für seine Rede im Parlament, es gibt viele Falsche Zahlen in den Zeitungen, wie dass wir zum Beispiel die Doppelte Zahl der publizierten Patienten auf ARVs haben (zwischen 500 und 600 im Distrikt).

Ich treffe einen Geschäftsmann, der ein Konzept entwickelt hat für Outreach AIDS Arbeit, finanziert durch Werbung. Alles in Kooperation mit den Menschen von den "Grassroots". Es ist günstig und gut durchdacht, es scheint zu funktionieren.

Ich bin desillusioniert. Aber gut - "Geschäft" rettet mehr Leben als Charity business! Gute Menschen, die ehrlich sind ohne Kontrolle und tun was sie vorgeben, gibt es auch - aber wenige!

Tuesday, February 07, 2006

In den Kirchen der Welt ist es möglich, dass Bischöfe Kinder missbrauchen, Geld stehlen, andere zynisch für ihre Lebensformen verurteilen und Menschen Dinge tun, für die einer der nicht Ordensträger einer Kirche oder anderer Relihionsgemeinschaften ist, wohl ins Gefängnis käme, war wohl immer so.

Ich kann das nicht abkriegen, tut mir leid. Deshalb sterben Menschen!

Bin in Dar es Salaam, nach 1000 km Fahrt mit dem Auto, Gerhard ist mit mir und wir haben es in ca. 12 Stunden hinter uns gebracht, der Bischof hat den Brief für die Behörde nicht unterschrieben, der Genralsekretär tobt darüber, ich dürfe nicht heimfahren, der Bischof könne nicht klar denken....
Mir reicht es ziemlich, seit drei Jahren arbeite ich hier für die Kirche und nie klappt etwas, will man eine Bewillingung, um hier arbeiten zu dürfen muss man zahlen - der Kirche, den korrupten Angestellten, damit sie das erledingen und dann klappt es nicht.

Mit einem professionellen Agent in Dar es Salaam dauert das eine Woche und ist kein Probelm, kostet weniger Geld und ist freundlicher, wenn man sich selber überall anstellt, geht es auch und ohne Korruption. Der Staat ist besser als die Kirche.

Dr. Hans mein Kollege ist nun schon wieder eine gute Zeit ohne Bewilligung hier, ich mache das sicher nicht. Dann womöglich noch Schwierigkeiten haben, wie bei meinem ersten Aufenthalt, wo ich fast 6 Monate ohne Bewilligung mit dem Tourist Visa gearbeitet habe, andere sind dafür schon in grössere Schwierigkeiten gekommen.

Gastfreundschaft einer korrupten Kirche!

Gute Nacht!

Monday, February 06, 2006

Meine Bosse vom EAWM haben folgenden Brief an den Bischof geschrieben und somit die Partnerschaft aufgekündigt:

Bishop Rt. Rev. Shadrack Manyiewa
ELCT – SCD
P.O.Box 22 Makete
elct-scd@africaonline.co.tz
Vienna, 3rd February 2006


Dear Bishop Manyiewa,

On behalf of the EAWM board we refer to your e-mail from the 13th of January and to our letter from 19th of January 2006 , which we have submitted via e-mail and normal post to ELCT SCD.
We regret that EAWM has not received the promised audit-reports in the meantime. This is for us a sign of weak commitment, responsibility and accountability. As we pointed out in the above mentioned letter we want to inform you now about the current decisions of the EAWM board:
For EAWM is no longer helpful to have structures with are hindering an effective care for PLWAH in the Makete district. We are also sorry to say that according to our knowledge the agreements (2003) and the memorandum of understanding signed by the leadership of ELCT SCD (2004) regarding the HAART programme have not been accomplished from your side. Therefore we have to find other structures/partners who are supporting the care for the affected and sick people.
We will advise Mr. Jackson Mbogella and the team of the CTC to find workable and reliable structures in the Makete District who are able fulfil the commitments of the HAART programme, which also concern the EAWM commitments towards the governments of Tanzania and Austria as well as towards other international partners.
We will advise Dr. Rainer Brandl and the Austrian co-workers to fully concentrate their efforts to the further development of the (medical) programme and the pending reports.
EAWM feels committed to continue the personal and financial support for all efforts to care for PLWAH in Makete (according to Matthew 25, 31-46).
We ask you to accept our decisions towards the HAART programme.

Yours sincerely

Ein mutiger und guter Schritt! Es ist zwar aus der Österreichischen Kirche hier kein (oder kaum) Geld verschwunden (und beim HIV/AIDS Budget da halte ich die Hände drauf mit der Hilfe von Erika und Gerhard, aber zunehmend auch mit Hilfe von PIUMA und afrikanischen Freunden), aber insgesamt dürften es einige 100.000 Euro aus Spendengeldern in den letzten Jahren gewesen sein, die veruntreut oder nicht richtig verwendet wurden. Der Generalsekretär der Diözese hat mir gestern wieder versichtert, dass 2005 in der Office des Bischofs ca 80.000 Dollar nicht richtig oder garnicht verbucht wurden.
Der "Auditreport" nimmt darauf nur in einem Satz Bezug. Der Auditreport ist voller Fehler und der GS vermutet, dass aus dem Bischofsoffice Bestechungen stattgefunden haben. Das wird für die Auditoren noch Folgen haben?

Die Kirche entwickelt sich zum Krimi. Heute war ich in der Office und habe versucht einen Brief des Bischofs zu bekommen um meine Aufenthaltsbewilligung zu verlängern. Keiner war da, so werde ich morgen früh noch einen Versuch machen und falls es nicht klappt, den Generalsekretär in Njombe treffen, er sagt ich dürfe nicht heimfliegen auf keinen Fall. Eigentlich müsste ich das Donnerstags tun, wenn es nicht klappt.
Wird es aber. Was ich auf keinen Fall machen werde ist hier wieder als Illegaler zu arbeiten, so wie 2003 oder Dr. Hans und seine Frau Adelheit im Moment. Wenn uns die Kirche oder das Land nicht will, bitte! Ich werde die Gesetze hier befolgen.
Ich werde andere Partner hier in Makete finden und unser Team ist sich einig, dass wir zusammenhalten und weitermachen. Vorerst im Krankenhaus, wenn man uns lässt und so wie MSF (Ärzte ohne Grenzen) als Dienstleistung von aussen.

Heute waren die Vertreter vom NACP (National AIDS Controll Programm) und aus dem MoH (Gesundheitsministerium) da und haben gemeint unsere Klinik wäre die beste, die sie gesehen hätten - bis jetzt, wir würden Vorreiter sein (das wollte ich ja vor zwei Jahren). Besonders beeindruckt waren die Kollegen davon, dass wir cd4 counts in einer Stunde erledigen und nicht wie an anderen Häusern (in Dar es Salaam) zwei Wochen für die Ergebnisse benötigen, Danke dem Cyflow.
Was mich ein wenig betroffen gemacht hat ist, dass alle der Meinung waren, wir wären ein Projekt von Ärzten ohne Grenzen und die Ärzte hätten alles zur Verfügung gestellt und gekauft, die Reagenzien, die cd4 Maschinen, das wäre beim NACP von MSF wiederholt so kommuniziert worden. Es ist mir schon öfters aufgefallen, dass MSF Makete als "ihr" Projekt verkauft. Ist aber nicht so, alles kam vom EAWM und durch unseren Einsatz, wir waren die Ersten hier und sicher auch die mit dem meisten direkten finanziellen Einsatz, so wie auch das Krankenhaus in Ikonda, alle Ausrüstungen zur HIV/AIDS Diagnostik wurden ausschließlisch über EAWM, Ikonda und Highlandshope finanziert. MSF steuert die Medikamente für die opportunistischen Infektionen bei und hin und wieder Personal, ausserdem helfen sie beim wertvollen follow up der Patienten und wir machen manchmal gemeinsam Schulungen - eine fruchtbare Zusammenarbeit mit netten Menschen und Kollegen. Zu Beginn gab es ziemliche Vorbehalte von MSF gegen unseren Weg und unsere Ausrüstung. Gute Verkaufsabteilung denke ich, Performance ist nicht ganz so gut. Finde ich ein bisserl unfair!

Trotzdem, MSF leistet großartiges international beim Lobbying für billigere Medikamente und fairen Zugang zu diesen.

Was wichtig ist, ist, dass Ikonda und Bulogwa und Makete (dort betreibt MSF die CTC fast alleine, weil sich das Regierungspersonal ziemlich verzupft hat) mehr als 500 Menschen auf der Therpie haben! Mit cd4 count, Leberwerten, HB Kontrollen, wer sonst noch - und wer so im Staub und fern von Stadt und Asphalt?

Eine HIV positive Mitarbeiterin hat wieder sehr niedrige Helferzellen, ich mache mir Sorgen, sie hat zu viel gearbeitet, lebt für die anderen und ist schwach. Ich weiß nicht ob sie Resistenzen hat, habe ihre Therapie umgestellt, muss meine Freunde und Kollegen in der Welt über das Internet um Rat fragen. Es passiert immer bei Kollegen, dass alle Schwierigkeiten zu meistern sind, die kriegen alle Nebenwirkungen, Probleme, die man vorher noch nie gesehen hat... Ich hoffe, das geht gut - es wird gut gehen, sie lebt auch für ihren, Sohn, der ist nun ein Jahr alt!

Wednesday, February 01, 2006

Der Cyflow (unsere cd4 Maschine) läuft nun schon seit fast zwei Wochen nur mit Hilfe des Generators. Wir versorgen auch das Distriktskrankenhaus. Mit dem Cyflow SL 3 gibt es ein kleines Softwareproblem im Moment, aber auch nicht wirklich schlimm.

Wir werden hoffentlich auch bald die Viruslast bestimmen können, was bedeutet dass wir die Qualität der Therapie wieder beträchtlich erhöhen können und vor allem kleine Kinder früh diagnstiziert werden können. Bis jetzt sterben 80% der mit HIV geborenen Menschen vor dem 6 Lebensjahr. Nicht alle sind so glücklich wie Veneranda!

PIUMA lernt! Die Selbsthilfegruppe lernt, dass es notwenidg ist, vom Anfang an die Finanzen in Ordung zu halten und die offiziellen Papiere, Byron und Kabuyu sitzen verzwiefelt in einem Haufen Rechnungen vom Geschäft, Registrierung, Mitgliedsbeiträge und raufen sich die Haare, Gerhard und Erika helfen.
Ich habe ihnen erklärt, dass Korruption und Missmanagment so beginnen, man kauft sich mal ein Bier von Geld, dass einem eigentlich nicht gehört und das borgt man dann von einem anderen Konto und so weiter. Ein Lernprozess und im Moment geht es um ein paar Euro, aber wir finden alle, dass das 100% passen muss.
PIUMA soll nun bald den Ambulanzwagen bestellen können, wenn mit der Registrierung und der Steuerbefriung wirklich alles in Ordnung ist. Wir brauchen das Auto dringend und ich stelle mir vor, dass das ähnlich der Rettung in Österreich mit Freiwilligen aus der PIUMA GRuppe organisiert wird.
Auch die Autos für den Outreach zum Testen und Beraten, zum Behandlen in den Dörfern brauchen wir, wir hätten da ein ganz gutes Angebot aus Dar es Salaam von Nissan (dort hab ich mir mein eigenes Auto gekauft - nicht aus Spendengelder, auch wenn ich es wieder viel für das projekt verwende - eine neue Geschäftsbeziehung). Eine Organisation hat ein solches Auto auf der Basis eines Nissan Pickups entworfen und gebaut. Kostet ca 34.000 Dollar, gerne hätten wir drei, dann könnten wir ganz Makete und Njombe betreuen (Ikonda, Bulongwa, Tanwats) das wäre was, vielleicht können unsere Freunde aus Canada bei der Finanzierung helfen, oder die aus Österreich?

In Botswana versucht man nun den opt out aproach, das heisst, es werden alle gestestet, die ins Krankanhaus, zum Arzt oder zur Gesundheitsstation kommen - ausser sie lehnen ab, das heisst man wird gefragt ob man NICHT getestet werden will, nicht ob man will.
Das würde weiterhelfen, wir könnten die Therapie früher und besser machen, wenn wir früher von der Infektion wüssten, nebenbei hätte das auch einen positiven Einfluss auf die Prävention, wer weiss und auch wer behandelt wird mit HAART der steckt weniger Menschen an, keine...?

Google Earth