Friday, August 18, 2006

Ich bin wieder ein wenig versöhnt mit der HIV/AIDS Konferenz hier auf der Abschlußsitzung:

Die Statements sind sehr klar und frei von Ideologien, AIDS Politik die nicht auf Fakten basiert wird von allen kritisiert.

Harm reduction: "Die Zeit der wissenschaftlichen Diskussion ist vorbei" Nadelaustauschprogramme für Drogenabhängige, Kondome und sozialer Schutz für Sex Worker,... all diese Dinge senken die HIV Übertragungsrate. Das hat zu geschehen, auch in USA. USA ist das einzige Land, das sich noch immer gegen Nadeltauschprogramme wehrt und die AIDS Raten steigen. Gute Wissenschaft hilft - Ideologie ist leider taub gegen Wissen.

Geberbedingungen: An Hilfe darf keine Bedingung geknüpft werden, die nichts mit AIDS zu tun hat. PEPFAR (Bush Plan gegen AIDS, 15 Milliarden Dollar in % Jahren als Geschäft der US Regierung und in der Vorbeugung auf Abstinenz und Treue getrimmt - was nicht funktioniert - aber dem - sehr oft verlogenen - christlichem Sendungsbewußtsein der US Politik entspricht.) Menschen, die mit HIV/AIDS leben wissen am besten was funktioniert.

Regierungen: Community based Organisations (wie PIUMA) MÜSSEN ihre Regierungen kontrollieren und verantwortlich machen. Die Ressourcen müssen den Menschen mit HIV/AIDS dienen

Vorbeugung: Abstinenz, Treue und Kondome (die viele US Programme ablehnen) sind schon lange nicht mehr genug.
Beschneidung, Behandlung mit Antiretroviralen Medikamenten ist Vorbeugung, Microbiozide für Frauen,... Es gibt mittlerweile ein ABC bis Z !
Alles was wirkt muss getan werden, es ist der Mensch, der geschützt werden muss, frei von allen Ideologien, religiösen Verquertheiten und Unterdrückung.

Menschenrechte: Therapie ist ein Menschenrecht, aber die Gesamtheit der Menschenrechte sind wichtig um AIDS in den Griff zu bekommen.
Beispiele? Ernährung, Krieg, Bildung, Freie Rede,... (PIUMA hat das Recht und die Pflicht gegen Korruption aufzutreten, einzufordern, dass Gelder nicht zur Unterdrückung sondern zur Entwicklung verwendet werden, auch von der korrupten Kirche)

Trotzdem, Time to Deliver, heißt auch, dass wir tun müssen - im Moment Konfernzen wir noch und es sind erst 10% der Menschen mit HIV/AIDS Medikamenten versorgt, die sie brauchen würden.

Würde die Zivilgesellschaft funktionieren, würde weniger Geld in Sitzungen, die über die Verwendung der Gelder entscheiden sollen verbraten werden, weniger Geschäftsinteressen dahinterstehen, weniger Abhängigkeit von Gebergeldern gegeben sein, mehr Selbstverantwortung - ja auch von den Menschen in den Dörfern - es würde helfen.

Gestern veröffentlicht das Gesundheitsministerium in Tanzania ein Statement voller Lügen in einer Zeitung in Kiswahili und sagt, dass wir unsere Labormaschinen nicht mehr verwenden dürfen (obwohl internationale Studien belegen, dass diese Geräte im Moment wohl eine der besten Lösungen darstellen) sondern nur die Geräte einer anderen großen Firma "Becton and Dickinson" (alles ist teurer, vor allem die Tests, alles ist komplizierter, wartungsaufwendig, keine Werte für de behandlung der Kinder...). Die Professoren lügen ohr Volk an indem sie behaupten, dass das Gegenteil wahr wäre.

Es GIBT so viel zu tun! Trotzdem es gibt Hoffnung, nicht wegen der Reden der HIV/AIDS Superstars hier - wegen der Menschen mit HIV/AIDS, der Armen, der Frauen vor allem, die den Mund aufmachen - das ist mein Gefühl.

Wednesday, August 16, 2006

Etwas zum Wundern!

Bill Clinton, der hier mit Bill Gates der Superstar ist, in einer seiner vielen Reden:

„We can break the back of AIDS and lift the hopes of millions of people“ he said. Such a triumph would create such a “burst of energy”, that it could lead to the resolution of other pressing health and social issues like tuberculosis, malaria, climate change, poverty and the inequality of women, he added.
“the obligation and opportunity to fulfil these are gifts from God. The awful burden of AIDS is quite a gift” Mr. Clinton said.


How fortunate we are to live in a time where we have the opportunity to meet our obligation, to give many more people back their lives and their dream.”

From the Canadian Daily, THE GLOBE AND MAIL, Wednesday, August 16, 2006

Ich denke:

Isn’t AIDS just a blood fucking disease - Mr. Clinton?

Of course for corrupt elites in the recipient countries, for SOME researchers and policy developers, for some highly paid bureaucrats (working for example in WHO offices) and some companies supplying laboratory equipment and for many international ARV producing companies – it could be “a gift.”

When I am thinking about my patients… need more to say?

Also wenn ich an Kabuyu denke oder an Wema oder an den Rest meiner Patienten, dann kommt mir das Kotzen. Wenn AIDS schon ein Geschenk ist, warum will er es dann nicht selber haben, der Bill?

Ich weiß schon, man kann das auch so lesen: AIDS setzt auch Ressourcen frei in Menschen und es gibt Anstrengungen, aber wir sind eher auf der Verliererstrasse, das ist die Realität - trotzdem müssen wir weiterkämpfen und hoffen, dass diese Ressourcen freigesetzt werden, alles dafür tun. Es sieht aber nicht ao aus, auch wenn es positive Zeichen gibt.

In den US lernen wir, dass vor allem unter den Drogensüchtigen, die HIV/AIDS Rate steigt. Bill Clinton hat ja damals auch gegen ein Spritzentauschprogramm in US gearbeitet, als er noch Präsident war.
Heute sagt er, er habe sich wohl geirrt. Er ist gut im Irren. Warum sprechen besonders US Amerikanische Politiker immer zur Welt und selten zu ihrem eigene Land, zu ihrem Volk...

Das Geschenk ist immer noch eines für die Pharmafirmen, alternde Präsidenten, deren Foundation dann angeblich versucht funktionierende Laborgeräte gegen nicht funktionierende Amerikanische auszutauschen.
Wir haben wieder gelernt, dass alles was sonst noch auf dem Markt ist, besser und vor allem billiger ist... der freie Markt!

Er wird auch sie fressen, der Markt, sogar die Amerikaner. Wir hören viel über Neues und noch Billigeres, kommt halt alles nicht aus Amerika. Die Propagandamaschine dagegen läuft.

Es gibt hier sehr viele imposante und gute HIV/AIDS Aktivisten und Programme auch aus Amerika. Natürlich!

NOCHMALS:

Menschen mit HIV/AIDS (wie in unserer PIUMA Gruppe) leisten großartige Arbeit, sie benötigen dazu kaum Geld - manche Gruppen, werden dann zwar durch solches verdorben und "eingekauft" und wir nennen diese Gekauften dann auch Voluntere (Freiwillige).

Die, die 10.000, 15.000, 20.000 Dollar im Monat verdienen, mit Beraterverträgen bei der WHO oder anderen großen NGOs, die bringen oft nicht viel weiter.
Die Redner der WHO sprechen noch immer von "3by5 und danach" (die WHO wollte sicherstellen, dass mit Ende 2005 - 3 Millionen Menschen die HIV/AIDS Therapie bekommen - es wurde ca. 1/3 daraus) - 3 by 5 war ein Zeichen des Versagens und wird nun als Erfolg verkauft.

Ich bin sicher die vielen vielen Patienten, die durch Programme wie unseres und OHNE Hilfe der WHO auf die Therapie gesetzt wurden, die wurden zum "Erfolg" dazuaddiert! Gratulation.

Ein Vorschlag: Die WHO untersuchen, ob's was bringt in dieser Form. Und die Gehälter runter, Idealisten an die Macht.

UND VOR ALLEM DIE MENSCHEN DIE MIT EINER KRANKHEIT LEBEN MÜSSEN!

Was mir auffällt:

"Manchmal weiß man was richtig ist und Evidenz ist wichtig und gut und hinterfragen auch, wir müssen handeln"

Es wird trotzdem herumuntersucht und herumpräsentiert hier, vor allem wenn es um Geschäftsinteressen geht.
Bill & Bill (Clinton und Gates) sagen zwar, dass HIV/AIDS nur dann bewältigt werden kann, wenn wir alle miteinander arbeiten und uns zusammentun.
Warum habe ich trotzdem oft das Gefühl, dass AIDS Amerika gehört? Es berichten wieder Afrikaner, dass die Clinton Foundation versucht funktionierende Laborgeräte gegen US Maschinen auszutauschen (Wegen der "Standartisierung") wo ein cd4 Test dann bis über 50 Dollar kostet und nicht 2 Dollar, wie mit den Geräten die wir nun zwei Jahre in Tanzania erfolgreich verwendet haben.
Die Amerikanischen Maschinen funktionieren dafür auch meistens nicht.

Wasm mich beruhigt ist, dass sich was funktioniert dann doch irgendwann und meistens durchsetzt. Dass Wissenschafter tendenziell dann doch die Wahrheit sagen. WHO Bürokraten tun das oft nciht, das merkt man dann auch auf den faden Meetings und Sessions die sie geben.

Was richtig gut tut, das sind die HIV/AIDS Gruppen, die Menschen, die mit dem Virus leben, die, wenn immer sie sprechen Wahrheiten und Lösungen präsentieren.

Patienten wollen:

Medikamente - ja auch die teuren - warum sollen wir verschieden gefärbte Körper die manchmal verschieden dicke Brieftaschen in mehr oder weniger vorhandenen Kleidern tragen - verschieden behandeln?

Viruslastbestimmungen - die WHO hat noch vor kurzer Zeit gesagt, das geht nicht - zu teuer, nicht notwendig, bla bla bla, auch Ärzte ohne Grenzen hat gemeint wir brauchen diesen Labortest nicht, der die Menge der Viren im Körper bestimmt - nicht notwendig für die Therapie....
Tatsache ist, dass die Qualität der Therapie mit Hilfe des Tests steigt.
Menschen wollen die beste Therapie und länger leben - Ärzte ohne Grenzen stellt vor, dass das möglich ist, auch "im Busch" Ärzte ohne Grenzen ist besser im Meinung ändern als die WHO - dazu wird dann auch gratuliert, von Ärzten und Patienten.

Frauen wollen nicht mit dem Virus infiziert werden und wenn sie schon nicht über ihren Körper entscheiden können, dann wollen sie wenigstens über ihren Schutz entscheiden ohne fragen zu müssen nur um dann zu hören, dass Kondome den Spass veringern... Bill und Meldina Gates geben Millionen um die Forschung an Mikrobioziden und Diaphragma (Dinge die die Frauen selber in die Scheide tun können und die schützen können) zu fördern. Dazu ist zu gratulieren und der Vortrag der Südafrikanischen Forscherin die ein Team von 240 Forschern leitet erklärt das Projekt sehr gut - manche können es auch so, dass es jeder versteht.

Inder ziehen in einem langen Protestzug durch das Asstellungsgelände und fordern Behandlung für jeden, "Leben vor Profit" und die Namen der großen Pharmakonzerne haben sie auf ihre Transparente geschrieben.

Ich treffe mich mit Christoph Benn, einem der Direktoren des Global Funds, der auch lange in Bulongwa gearbeitet hat und wissen möchte was dort los ist und wie die Patienten behandelt werden, wie es um die Entwicklung in Tanzania steht. "Wir sind das Volk - Stimmung?" Hoffentlich.

Der Global Fund hat eine sehr strenge Kontrolle der Gelder und das zeigt Wirkung, Performance weg, Geld weg, gute Leistung mehr Geld und das zeigt Wirkung. Dass die Patienten, die Menschen in den Mittlepunkt gestellt werden auch, sie sind überall vertreten in den Entschiedungskremien.

DAS WÄRE Doch was für die Kirche!? Die Leidenden in den Mittelpunkt stellen, die Patienten fragen, was sie wollen! Ganz einfach!

Jackson spricht in einem Meeting die Korruption an, dann kommen einíge Afrikaner (pst pst...) und wollen Adressen austauschen, es wird vernetzt. Auch wenn die, die da aufstehen wollen vorsichtig sein müssen, würden sie laut aussprechen dass es sie ANKOTZT, dass hunderte Millionen Gebergelder im Rachen der Eliten ihrer Länder verschwinden, dann hätten sie Alle Probleme.
"Du weißt als unser schwarzer Bruder oder unsere Afrikanische Schwester darfst Du unser geschäft nicht zerstören".

Das ist das Einzige was hier noch fehlt, die Diskussionen über Korruption und die richtige Verwendung der Gelder auf allen Ebenen und in allen Projekten. Siehe Modell Global Fund und aufmerksam bleiben und jung, Burschen und Mädels, es gibt immer was zu kämpfen...

Betty ist nun doch angekommen, ohne Gepäck und hat 4 Tage von Tanzania nach Toronto gebraucht, wegen dem "Terrorchaos" in London. Aber Sie sagt, sie werde kämpfen, weitzerkämpfen, für ihre Patienten und auch gegen Korruption...

DAS mach Mut.

Unsere Klinik ist noch immer geschlossen. Der BD cd4 counter funktioniert nicht. Die Menschen sterben, vielleicht wollen die Mächtigen das? PIUMA wird kämpfen, gegen jeden der sich in den Weg stellt, es ist ihr Leben.

Monday, August 14, 2006

Die 16. Internationale AIDS Konferenz ist eröffnet! Time to Deliver (Zeit Nägel mit Köpfen zu machen und was zu bewegen, weil jeder weiß wie es ginge…)

Jackson unser Freund und AIDS Aktivist der PIUMA immer wieder motiviert hat und den Menschen in Makete AIDS und das schmutzige Geschäft dahinter erklärt, ist auch dabei. Betty die starker Krankenschwester und Aktivistin aus unserem Partnerspital in Njombe ist leider in London hängen geblieben und wird wahrscheinlich morgen kommen.
British Airlines haben Flüge abgesagt und verschoben, das Chaos ist ausgebrochen, weil angeblich Terroranschläge auf Transatlantik Flüge geplant waren.

CNN ist voll davon und alles wird vermischt, der Krieg im Libanon und Irak, Iran soll Terroristen unterstützen und dann die Terrorgefahr auf den Flughäfen. Nichts davon passiert in USA, aber alles ist untertitelt mit dem Krieg gegen den Terror, der die USA bedroht.

Aber täglich krepieren Kinder an AIDS. Müssten sie aber nicht.

Der Konservative Kanadische Premierminister Harper hat trotzdem anderes zu tun als an der Konferenz teilzunehmen. Er bekommt dafür vom Konferenz Vorsitzenden Mark Wainberg, der die HIV/AIDS Abteilung von McGills in Montreal leitet eine öffentliche Abreibung.

Ich frage Jackson ob er sich vorstellen kann, dass ein Tansanischer Professor der Muhimbili Universität dem Gesundheitsminister öffentlich die Meinung sagt und dafür in Tanzania bejubelt wird. Unvorstellbar! Wäre aber nötig – die Menschen sterben und Professoren, Minister und Ärzte sind viel zu oft mit dem AIDS Business beschäftigt, als mit ihrer Aufgabe. Wie hat der Tansanische Gesundheitsminister über den Skandal hinter den Maschinen gesprochen? Es gibt da andere Interessen, der Mitarebiter im Ministerium dahinter... ein nobler Ausdruck für Korruption.

Jackson meint, es bräuchte eine soziale Revolution – die Kranken könnten das tun, NUR die Kranken, von ganz unten. Wema, Kabuyu und andere, die aus unserer Klinik ausgesperrt wurden müssen tun was sie wollen, sie müssen um ihr Menschenrecht auf Leben und Therapie kämpfen…. www.highlandshope.com

Ähnliches hören wir dann auch immer wieder von den Eröffnungsrednern.

Frika Chia Iskandair eine 25 Jährige Frau mit HIV aus Indonesien hält eine große Rede, bei der uns doch alles bekannt vorkommt und an Makete/Tanzania erinnert. Sie spricht von Menschen, die AIDS nicht kennen, nichts von Tests wissen und schon alleine deshalb keinen Zugang zur Behandlung haben, von Menschen die sich das Busgeld nicht leisten können und so 30 oder 40 km zur nächsten Klinik gehen müssen, Frauen, die keine Macht haben ein Kondom zu verlangen, Kinder die keine Medikamente bekommen, weil es noch immer keine Kinderdosierungen gibt….
„Fragt mich“ sagt sie „ich kann Euch sagen was wir Menschen mit HIV/AIDS brauchen“, es sind all diese Dinge, ganz einfach… Hoffnung! Sie würde ohne die Medikamente nicht dastehen und reden zu den 24.000 Menschen, die sich zur Konferenz getroffen haben.

„und warum kommt das Geld nicht an die Wurzeln und zu den Menschen, die es brauchen?“ fragt Frika. Ich denke man kann das in Makete/Tanzania studieren – überall das gleiche Bild. Sie redet vom Widerstand und vom Aufbegehren.

Bill und Melinda Gates halten gemeinsam eine Rede und schenken aus ihrer Stiftung dem Global Fund 500 Millionen Dollar. Außerdem kündigen sie an dass sie mit voller Kraft die Forschung an Mikrobioziden Substanzen (die in die Scheide gebracht werden und angeblich gut helfen können) fördern werden damit Frauen endlich die Selbstbestimmung über den Schutz vor der Infektion erlangen können! (Bill Gates sagt dass das nicht heißen soll, dass die Männer aus ihrer Verantwortung entlassen sind…).

Außerdem sagen sie, dass wir gegen AIDS nicht gewinnen werden, wenn gegeneinander gekämpft wird und Ideologien das Feld beherrschen. Wissenschaftlich fundierte Mittel und alle Kräfte zusammenarbeiten in der Vorsorge und der Behandlung – kein Feld für Politik auf dem Rücken der Menschen die das HI Virus in sich tragen!

Eine Amerikanische Musikerin spricht vom Aufbegehren, vom Druck, vom Herausschreien, vom Mund aufmachen, keine Ruhe geben…

Jackson ist fasziniert und meint, all das sagt auch PIUMA und es gibt kein Aufgeben und kein Zurück, wenn er wieder nach Tanzania kommt, dann gibt es nur Kampf gegen HIV und für das Recht zu leben.

Monday, August 07, 2006

Ich sitze grade in Paris am Flughafen und eben hat mich Vicky angerufen, Gerhard wird in Dar es Salaam erwartet, ich denke die sind einen Tag zu früh dran, er kommt erst morgen. Gerhard sit wieder ganz oben auf und wird hoffentlich wieder eifrig an seinem Blog weiterschreiben.

Wieder einmal denke ich über die riesigen Flughäfen nach und dass immer mehr Menschen um die Welt gechupft werden. Aber wieviele Prozent können sich das leisten. Andere könnten vom Flugticket mindestense ein Jahr leben, gut leben oder drei Jahre...

Ich bin auch dem Weg zur internationalen AIDS Konfernez in Toronto und schon gespannt, ob Informationsaustausch und Gerede was bewirken. Das Ganze wird sicher zunehemend politischer, was ich gut finde.

Wir wissen wie man AIDS aber auch Malaria und Tuberkulose in den Griff bekommen kann. Warum geht alles so langsam, das ist das Thema.

Ich sage, weil die menschen an den Hebeln oft andere Interessen haben als die Betroffenen, die Patienten - deshalb sind Gruppen wie PIUMA so wichtig, auf der ganzen Welt.

Ich werde berichten aus Canada.

Friday, August 04, 2006

Ich war nun einige Tage mit dem Rad in Deutschland unterwegs, der Elbe entlang und habe versucht mich zu erholen, weg zu sein von Tansania.
Ich musste doch immer wieder an Tansania denke, vor allem an die Patienten und meinen Umgang mit ihnen, an meine Wut auf Diebstahl, Dummheit und Korruption vor allem in der Kirche, aber auch im Ministerium.
Wobei es doch so viel positive Kraft gibt auch in den Ministerien und soviel Aufbruch in Tansania, irgendwann werden die gut gebildeten, ethischen Menschen in die Führungsebenen kommen und wie überall wird für sie alles ein bissler kompliziert sein, manche werden ein wenig korrrumpiert werden (wie überall - auch in Europa) aber sie werden anders handeln, konrolliert werden, von der kritischeren Öffentlichkeit, den besser werdenden Zeitungen...

Vicky meine Freundin und BBC Chefin in Dar es Salaam musst wegen ihrem Engagement gegen die Unregelmäßigkeiten beim Ankauf der cd4 Maschinen aus Amerika (wo es auch laut Aussage des Ministers "persönliche Interessen" gab mit einem unfairen Feuerwerk aus persönlichen und feigen (vor allem männlichen) Angriffen fertig werden.
Muhingo ist Chefredakteur von 4 Zeitungen geworden und schreibt auf vielen Ebenen gegen Korruption, zunehmend habe ich gelesen, auch was das AIDS Business betrifft.
Er hat auch angefangen das Gymnasium für "Ethik und Leadership" zu bauen.

PIUMA sthet immer stärker verwurzelt in Gemeinschaft in Makete und hat das Bild von HIV/AIDS in den Köpfen der Bevölkerung innerhalb eines Jahres komplett geändert. Alle sind MEINE patienten. Das ist das wunderbare and meinem Beruf!

Ich war zwei Tage in einem Buddistischen Zentrum (mehr oder weniger zufällig) aber eshat mir gut gefallen und ich denke drüber nach ob meine Wut auf die Diebe in der Kirche mich beherrscht oder mich manchmal meine Wut, ob ich Angst habe, oder wirklich mutig bin, ob meine Wut produktiv, beschützend und im Positiven verändernd, oder zerstörerisch, ich bezogen und rachsüchtig... das hat mir geholfen, die Kirche ist nicht mehr so wichtig als Gegener, sie kann unsere Aufgabe der Behandlung von 1000enden Krankan nicht mehr gefährlich sein. Die Menschen haben gelernt, warum also Wut?

Die Menschen brauchen ihren Glauben, die Kirche und auch als Arzt kann ich nur wünschen, dass Menschen aus den Glaubensgemeinschaften DA sind... Geld ohne Kontrolle ist überalll problematisch, dass bringt auf die Dauer die Falschen Menschen an die Macht, vor allem in Glaubensgemeinschaften. Professionell und kontrollieren, dann geht das.

Präsident Kikwete ist ein Vorbild in seinem politischen agieren bis jetzt und viele (auch Minister) haben Angst vor ihm. es sagt dass muss nur sein, wenn es Gründe gebe... Die Menschen vertrauen ihm unglaublich und ich hoffe sie tun das auch dann wenn es beginnt weh zu tun, weil die Sümpfe trockengelegt sind...

Ich habe nun noch einen Bericht von Dr. Judith, die eben in Bulongwa ist kopiert, weil ich ihn gut finde, auch www.highlandshope.com gibt es Spannendes und Weltbewegendes von PIUMA.


Mapembelo! Kulongu? Habari za leo, za kazi, za Austria ...?

Unglaublich - ich sitz also wirklich im TUPO-Internet Cafe in Njombe.
TUPO steht fuer Time to Unite People Online - dass kann ich nur unterstreichen ... Gestern bin ich 5 Stunden mit dem Bus 150-200 km holprige Schotterstrasse von Bulongwa nach Njombe gereist, um Steuern einzuzahlen und um nach einem Monat wieder einmal einen Versuch zu starten, meine emails abrufen zu koennen. Ueber 50 ... Danke! Hat gut getan zu lesen, macht natuerlich auch ein bisschen melancholisch - und dann war ich erst mal gar nicht faehig zu antworten. Eigentlich hatte ich mir auch vorgenommen, so viele persoenliche Antworten wie moeglich zu schreiben. Samahani (Tut leid), ich glaub, das schaff ich nicht ...
Ich hab schon begonnen, auf Fuellfeder und Briefpapier zurueckzugreifen, vielleicht findet so mancher von euch auch mal einen Brief mit afrikanischer Briefmarke in der Post - der war dann wahrscheinlich bis zu einem Monat unterwegs. Wo soll ich beginnen zu erzaehlen, von diesem Leben hier in den Bergen der Ukinga. Es ist ein sehr einfaches, aber auch ein wirklich schoenes - mit so manchen Muehen... Ich mag die Menschen, einfache, Bauern ... Fast alle Tanzanier koennen lesen und schreiben. Die primary school ist verpflichtend. Weitere Ausbildung ist allerdings sehr teuer und nur wenige koennen sich leisten, alle ihre Kinder auch weiter in die Secondary School zu schicken. Manche koennen recht gut Englisch - aber nur wenige. Die Kommunikation kann dann schon schwierig werden. Ich gebe mein bestes, Kisuaheli zu lernen, aber manchmal fehlt auch die Zeit oder die Energie dazu. Doch irgendwie kommt man schon zusammen - ich mit meinen Brocken Kisuaheli oder Kikinga und dann ein paar Brocken Englisch meiner Gegenueber ... Hier in Njombe sprechen viele Leute Englisch - in den Geschaeften, im Hotel. Und wenn ich dann erzaehle, was ich mache, wieso ich da bin, was ich in dieser abgelegenen Bergregion verloren habe - dann merk ich selber, wie begeistert ich von PIUMA, von ihren Zielen bin, von ihrer Staerke und ihrem Durchhaltevermoegen. Dann bemerke ich, wie wichtig es ist, immer wieder und mit jedem ueber HIV/AIDS zu sprechen. Die Menschen haben so eine Angst davor, glauben noch immer, dass ein positives Testergebnis den Tod innerhalb kuerzester Zeit bedeutet. Mit dem Haendler, bei dem ich vorhin Halogenlampen erstanden hab, hab ich sicher eine halbe Stunde geplaudert. Seine Frau hat sich schon ein paar Mal testen lassen, immer bevor sie nochmal schwanger werden wollte, aber er hat sich bisher strikt geweigert. Zum Schluss hat er sich bei mir bedankt, und dass er es sich vielleicht doch ueberlegen wird, Betty Liduke im TANWATS-Hospital hier in Njombe aufzusuchen. Der Typ im Internet-Cafe von gestern kennt mich schon vom letzten Mal und hat sich erkundigt, wie wir in Bulongwa vorankommen. Er verfolgt die Stories in den Zeitungen und aergert sich darueber, was hier in der Politik und in der Kirche oft abgeht und er glaubt daran, dass andere Zeiten kommen werden. Alina, eine oesterreichische Medizinstudentin - die hier Interviews mit lokalen Leuten ueber Family planing macht, hat mir von einem Seminar der lutheranischen Kirche ueber HIV/Aids erzaehlt. Da wird dann vorgetragen, dass HIV va mit den schlimmen Frauen, die mit den kurzen Roecken, aus der Stadt kommt... Aber es gibt auch einen anderen Pfarrer, der sich dafuer einsetzt, dass die Schueler schon in der Primary und in der Secondary viel mehr ueber Aufklaerung und HIV/Aids lernen sollten. PIUMA ist ein Schlagwort geworden in der Ukinga. Traegst du ein PIUMA T-Shirt lachen dich die Leute an und deuten dir mit erhobenem Daumen zu. Ich hab das Gefuehl die Leute dort oben sind schon viel weiter als die hier in der Stadt. Die wissen Bescheid, ueber die Medikamente, wie man sich schuetzt, was man tun muss, damit man das Virus nicht uebertraegt ...
Und die PIUMA-Leute arbeiten hart, gehen auch 20 km zu Fuss zu einem Meeting ... Sie sind stolz, obwohl sie krank sind, oder gerade deshalb, sie bauen gerade ihr eigenes Building, haben ueber 1300 Unterschriften von Dorfbewohnern in der Region gesammelt, um zu zeigen, dass eine neue HIV/AIDS-Einrichtung wirklich ein Anliegen ist - und obwohl sie auf viel Widerstand stossen, von allen, denen es ohnehin gut geht, und die sich staendig bereichern an HIV/Aids Geldern, geben sie nicht auf. Das ist beeindruckend. Manchmal ... ist es fuer mich auch anstrengend. Ich mach die Buchhaltung, und bin sowas wie eine Hausbank, sitz auf ein paar Millionen TanzanienShillings (1 Euro sind ca 1.550 TSH)- deshalb bin ich auch wirklich froh ueber den Nachtwaechter - ein kleiner, eigentlich wirklich nicht furchteinfloessender Mann, der mit seinem Buschmesser bei Lagerfeuer vor unserem Haus sitzt. Fixe Arbeitszeiten gibt es nicht.
Von morgens bis abends schneien die Leute vorbei, um Geld zu holen, Geld zu bringen, zu einem meeting ... es gibt viel zu lernen. Fuer alle.
PIUMA muss lernen, wie man mit Geld umgeht, dass man sich nicht bestechen lassen darf, und dass man, wenn man billigere Preise raushandeln kann, den change nicht in die eigene Tasche steckt, sondern Erspartes auch wieder PIUMA zugute kommt. Das jeder seine member-fees zahlen muss und dass man Belege schreiben muss. Was fuer uns schon unter Korruption faellt, ist fuer sie das taegliche Leben, ganz normal, das macht doch jeder - denn Geld hat keiner. Manchmal denk ich mir, das bisschen Buchhaltung koennte auch leicht jemand von hier tun, es gibt genug ausgebildete gute Leute. Und dann zweifle ich ein bisschen an meiner Notwendigkeit. Immerhin bin ich nicht gekommen, um das Staffhaus sauberzuhalten und fuer Meetings Tee zu kochen... Ist wohl immer der Alltag, der uns zu schaffen macht, hueben wie drueben ... doch mit ein bisschen Abstand - wie jetzt aus Njombe - kann man die Lage wieder neu betrachten und dann sieht man wieder die unzaehlichen Moeglichkeiten, die man hat und dass die Menschen einen auch schaetzen und auch einfach diese psychologische Unterstuetzung brauchen, dass sie nicht vergessen sind, dass jetzt nicht alles den Bach runter geht, nur weil die CTC einmal geschlossen wurde. Obwohl wir jetzt nur noch zwei MZUNGO's
(Weisse) sind in Bulongwa, fuehl ich mich nicht wirklich fremd. So ist das in einem Dorf. Da kennt jeder jeden. Und zumindest manchen von den Kindern hab ich jetzt schon beibringen koennen, dass ich nicht MZUNGO!
heiss, sondern Judith, und auf die Frage "Naomba Hela" (Ich moechte
Geld) kriegen sie nur "Hamna!" (Gibts keins) zur Antwort. Wobei das wissen sie jetzt schon, und erst in Njombe ist mir das wieder vermehrt passiert. Auch den PIUMA members hab ich bei einem unserer Meetings erklaert, dass wir Europaer nicht dazu da sind, Geld zu bringen, sondern dass wir einfach unsere Profession anbieten - und das gratis. Das sind sie nicht gewoehnt. Und wenn PIUMA finanzielle Unterstuetzung fuer ihr Haus kriegt, dann muessen sie selber ueberlegen, wie sie es am besten verwenden, wie sie am meisten sparen koennen, damit man nicht auf Fensterhoehe einen Baustopp einlegen muss ... Das Building ist wichtig.
Das zeigt auch den anderen villagers, dass PIUMA weiterlebt, und mit der Abreise - wenn auch nur vorlaeufig - von Rainer nicht das ganze Projekt stirbt. Im building soll vielleicht auch irgendwann die neue CTC (Care and Treatment Clinic) - fuer HIV/AIDS Platz finden, und eine kleine Gastwirtschaft und die Duka (ein Marktstand). Aus dem eigenen Haus kann sie niemand mehr aussperren. Meine Aufgaben sind vielfaeltig, aber unscharf - wenn ich will, kann ich alles tun. Manchmal ist das schwer herauszufinden. An das Leben selbst hab ich mich recht gut gewoehnt - das entspricht mir schon - ist wie zu Hause vor 50a vielleicht. Brot backen, Kochen wenn's sein muss auf Holzkohle, haendisch auch Bettwaesche waschen und so ... aber mittlerweile goenne ich mir den Luxus eines Hausmaedchens 2x die Woche. Strom gibt es mittlerweile fast immer, was die Arbeiten am Computer wesentlich erleichtert. Am Samstag ist Markt, da deckt man sich ein mit Lebensmitteln und was man sonst so braucht fuer die naechste Woche. Eigentlich haetten wir auch genug Platz zum selber Anbauen, aber derzeit ist Trockenzeit und der Bach zum Wasser holen einfach zu weit entfernt, dass man auch noch zusaetzliche Kuebel zum bewaessern schleppen will. Die Umgebung ist supergruen, sanft huegelig - so 20 km von Bulongwa faellt das Hochplateau ganz steil ab, da wird einem erst bewusst, wie hoch gelegen wir sind. Naechstes Wochenende wollen wir zum Lake Nyassa (Malawi See) absteigen. 1500 m.
Soll wunderschoen sein, wie ein Binnenmeer, darauf freu ich mich. Und eigentlich war auch die Reise nach Njombe schon gut. Nach fast 7 Wochen Bulongwa ist es schon fein, mal wieder ein bisschen raus zu kommen.
Nicht nur wegen dem Internet. Aber tauschen wollen wuerd ich nicht.
Auch Stadt unter Anfuehrungszeichen ist Stadt und die positiven Seiten einer solchigen halten sich hier echt in Grenzen! Aber wenn man spezielle Dinge einkaufen will, dann ist man hier richtig. War heute frueh richtig ueberfordert. Brauch ich eigentlich irgendwas? Hab dann doch eine kleine Thermosflasche erstanden - praktisch fuer unterwegs - und eine Tube Zahnpasta. Hmmm ... bin selber gespannt, wie es weitergehen wird. Ob ich die CTC noch erlebe bis Dezember? Daran zweifle ich manchmal selber, aber irgendwann wird sie da sein - vielleicht muss ich dann nach dem Turnus nochmal herfahren. Oder doch verlaengern ;) Vielleicht freut man sich nach 6 Monaten aber auch wieder mal so richtig auf warmes Wasser aus einer Dusche - diesen Genuss hatte ich allerdings gestern in meinem Hotelzimmer :)- darauf, in einem Cafe richtig lang Zeitung lesen zu koennen, bei einer guten Melange, oder auf meine eigenen Teespezialitaeten, auf ein feines Konzert ... Hab erst vor ein paar Tagen per Zufall mitgekriegt, dass Libanon und Israel Krieg fuehren! Keine Zeitung, Kein Radio (haette ich eines, dann auch nur Kisuaheli), kein TV ... muss mir hier unbedingt eine englische Wochen- oder Tageszeitung besorgen. Hab mir gestern abend gedacht, wie gut es ist, dass es in den Gaststaetten einen Fernseher gibt. Wenn ich auch nicht viel versteh, aber auch Nachrichten in Bild sind Nachrichten. Alles, alles Liebe!
Eure Judith

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