Friday, August 04, 2006

Ich war nun einige Tage mit dem Rad in Deutschland unterwegs, der Elbe entlang und habe versucht mich zu erholen, weg zu sein von Tansania.
Ich musste doch immer wieder an Tansania denke, vor allem an die Patienten und meinen Umgang mit ihnen, an meine Wut auf Diebstahl, Dummheit und Korruption vor allem in der Kirche, aber auch im Ministerium.
Wobei es doch so viel positive Kraft gibt auch in den Ministerien und soviel Aufbruch in Tansania, irgendwann werden die gut gebildeten, ethischen Menschen in die Führungsebenen kommen und wie überall wird für sie alles ein bissler kompliziert sein, manche werden ein wenig korrrumpiert werden (wie überall - auch in Europa) aber sie werden anders handeln, konrolliert werden, von der kritischeren Öffentlichkeit, den besser werdenden Zeitungen...

Vicky meine Freundin und BBC Chefin in Dar es Salaam musst wegen ihrem Engagement gegen die Unregelmäßigkeiten beim Ankauf der cd4 Maschinen aus Amerika (wo es auch laut Aussage des Ministers "persönliche Interessen" gab mit einem unfairen Feuerwerk aus persönlichen und feigen (vor allem männlichen) Angriffen fertig werden.
Muhingo ist Chefredakteur von 4 Zeitungen geworden und schreibt auf vielen Ebenen gegen Korruption, zunehmend habe ich gelesen, auch was das AIDS Business betrifft.
Er hat auch angefangen das Gymnasium für "Ethik und Leadership" zu bauen.

PIUMA sthet immer stärker verwurzelt in Gemeinschaft in Makete und hat das Bild von HIV/AIDS in den Köpfen der Bevölkerung innerhalb eines Jahres komplett geändert. Alle sind MEINE patienten. Das ist das wunderbare and meinem Beruf!

Ich war zwei Tage in einem Buddistischen Zentrum (mehr oder weniger zufällig) aber eshat mir gut gefallen und ich denke drüber nach ob meine Wut auf die Diebe in der Kirche mich beherrscht oder mich manchmal meine Wut, ob ich Angst habe, oder wirklich mutig bin, ob meine Wut produktiv, beschützend und im Positiven verändernd, oder zerstörerisch, ich bezogen und rachsüchtig... das hat mir geholfen, die Kirche ist nicht mehr so wichtig als Gegener, sie kann unsere Aufgabe der Behandlung von 1000enden Krankan nicht mehr gefährlich sein. Die Menschen haben gelernt, warum also Wut?

Die Menschen brauchen ihren Glauben, die Kirche und auch als Arzt kann ich nur wünschen, dass Menschen aus den Glaubensgemeinschaften DA sind... Geld ohne Kontrolle ist überalll problematisch, dass bringt auf die Dauer die Falschen Menschen an die Macht, vor allem in Glaubensgemeinschaften. Professionell und kontrollieren, dann geht das.

Präsident Kikwete ist ein Vorbild in seinem politischen agieren bis jetzt und viele (auch Minister) haben Angst vor ihm. es sagt dass muss nur sein, wenn es Gründe gebe... Die Menschen vertrauen ihm unglaublich und ich hoffe sie tun das auch dann wenn es beginnt weh zu tun, weil die Sümpfe trockengelegt sind...

Ich habe nun noch einen Bericht von Dr. Judith, die eben in Bulongwa ist kopiert, weil ich ihn gut finde, auch www.highlandshope.com gibt es Spannendes und Weltbewegendes von PIUMA.


Mapembelo! Kulongu? Habari za leo, za kazi, za Austria ...?

Unglaublich - ich sitz also wirklich im TUPO-Internet Cafe in Njombe.
TUPO steht fuer Time to Unite People Online - dass kann ich nur unterstreichen ... Gestern bin ich 5 Stunden mit dem Bus 150-200 km holprige Schotterstrasse von Bulongwa nach Njombe gereist, um Steuern einzuzahlen und um nach einem Monat wieder einmal einen Versuch zu starten, meine emails abrufen zu koennen. Ueber 50 ... Danke! Hat gut getan zu lesen, macht natuerlich auch ein bisschen melancholisch - und dann war ich erst mal gar nicht faehig zu antworten. Eigentlich hatte ich mir auch vorgenommen, so viele persoenliche Antworten wie moeglich zu schreiben. Samahani (Tut leid), ich glaub, das schaff ich nicht ...
Ich hab schon begonnen, auf Fuellfeder und Briefpapier zurueckzugreifen, vielleicht findet so mancher von euch auch mal einen Brief mit afrikanischer Briefmarke in der Post - der war dann wahrscheinlich bis zu einem Monat unterwegs. Wo soll ich beginnen zu erzaehlen, von diesem Leben hier in den Bergen der Ukinga. Es ist ein sehr einfaches, aber auch ein wirklich schoenes - mit so manchen Muehen... Ich mag die Menschen, einfache, Bauern ... Fast alle Tanzanier koennen lesen und schreiben. Die primary school ist verpflichtend. Weitere Ausbildung ist allerdings sehr teuer und nur wenige koennen sich leisten, alle ihre Kinder auch weiter in die Secondary School zu schicken. Manche koennen recht gut Englisch - aber nur wenige. Die Kommunikation kann dann schon schwierig werden. Ich gebe mein bestes, Kisuaheli zu lernen, aber manchmal fehlt auch die Zeit oder die Energie dazu. Doch irgendwie kommt man schon zusammen - ich mit meinen Brocken Kisuaheli oder Kikinga und dann ein paar Brocken Englisch meiner Gegenueber ... Hier in Njombe sprechen viele Leute Englisch - in den Geschaeften, im Hotel. Und wenn ich dann erzaehle, was ich mache, wieso ich da bin, was ich in dieser abgelegenen Bergregion verloren habe - dann merk ich selber, wie begeistert ich von PIUMA, von ihren Zielen bin, von ihrer Staerke und ihrem Durchhaltevermoegen. Dann bemerke ich, wie wichtig es ist, immer wieder und mit jedem ueber HIV/AIDS zu sprechen. Die Menschen haben so eine Angst davor, glauben noch immer, dass ein positives Testergebnis den Tod innerhalb kuerzester Zeit bedeutet. Mit dem Haendler, bei dem ich vorhin Halogenlampen erstanden hab, hab ich sicher eine halbe Stunde geplaudert. Seine Frau hat sich schon ein paar Mal testen lassen, immer bevor sie nochmal schwanger werden wollte, aber er hat sich bisher strikt geweigert. Zum Schluss hat er sich bei mir bedankt, und dass er es sich vielleicht doch ueberlegen wird, Betty Liduke im TANWATS-Hospital hier in Njombe aufzusuchen. Der Typ im Internet-Cafe von gestern kennt mich schon vom letzten Mal und hat sich erkundigt, wie wir in Bulongwa vorankommen. Er verfolgt die Stories in den Zeitungen und aergert sich darueber, was hier in der Politik und in der Kirche oft abgeht und er glaubt daran, dass andere Zeiten kommen werden. Alina, eine oesterreichische Medizinstudentin - die hier Interviews mit lokalen Leuten ueber Family planing macht, hat mir von einem Seminar der lutheranischen Kirche ueber HIV/Aids erzaehlt. Da wird dann vorgetragen, dass HIV va mit den schlimmen Frauen, die mit den kurzen Roecken, aus der Stadt kommt... Aber es gibt auch einen anderen Pfarrer, der sich dafuer einsetzt, dass die Schueler schon in der Primary und in der Secondary viel mehr ueber Aufklaerung und HIV/Aids lernen sollten. PIUMA ist ein Schlagwort geworden in der Ukinga. Traegst du ein PIUMA T-Shirt lachen dich die Leute an und deuten dir mit erhobenem Daumen zu. Ich hab das Gefuehl die Leute dort oben sind schon viel weiter als die hier in der Stadt. Die wissen Bescheid, ueber die Medikamente, wie man sich schuetzt, was man tun muss, damit man das Virus nicht uebertraegt ...
Und die PIUMA-Leute arbeiten hart, gehen auch 20 km zu Fuss zu einem Meeting ... Sie sind stolz, obwohl sie krank sind, oder gerade deshalb, sie bauen gerade ihr eigenes Building, haben ueber 1300 Unterschriften von Dorfbewohnern in der Region gesammelt, um zu zeigen, dass eine neue HIV/AIDS-Einrichtung wirklich ein Anliegen ist - und obwohl sie auf viel Widerstand stossen, von allen, denen es ohnehin gut geht, und die sich staendig bereichern an HIV/Aids Geldern, geben sie nicht auf. Das ist beeindruckend. Manchmal ... ist es fuer mich auch anstrengend. Ich mach die Buchhaltung, und bin sowas wie eine Hausbank, sitz auf ein paar Millionen TanzanienShillings (1 Euro sind ca 1.550 TSH)- deshalb bin ich auch wirklich froh ueber den Nachtwaechter - ein kleiner, eigentlich wirklich nicht furchteinfloessender Mann, der mit seinem Buschmesser bei Lagerfeuer vor unserem Haus sitzt. Fixe Arbeitszeiten gibt es nicht.
Von morgens bis abends schneien die Leute vorbei, um Geld zu holen, Geld zu bringen, zu einem meeting ... es gibt viel zu lernen. Fuer alle.
PIUMA muss lernen, wie man mit Geld umgeht, dass man sich nicht bestechen lassen darf, und dass man, wenn man billigere Preise raushandeln kann, den change nicht in die eigene Tasche steckt, sondern Erspartes auch wieder PIUMA zugute kommt. Das jeder seine member-fees zahlen muss und dass man Belege schreiben muss. Was fuer uns schon unter Korruption faellt, ist fuer sie das taegliche Leben, ganz normal, das macht doch jeder - denn Geld hat keiner. Manchmal denk ich mir, das bisschen Buchhaltung koennte auch leicht jemand von hier tun, es gibt genug ausgebildete gute Leute. Und dann zweifle ich ein bisschen an meiner Notwendigkeit. Immerhin bin ich nicht gekommen, um das Staffhaus sauberzuhalten und fuer Meetings Tee zu kochen... Ist wohl immer der Alltag, der uns zu schaffen macht, hueben wie drueben ... doch mit ein bisschen Abstand - wie jetzt aus Njombe - kann man die Lage wieder neu betrachten und dann sieht man wieder die unzaehlichen Moeglichkeiten, die man hat und dass die Menschen einen auch schaetzen und auch einfach diese psychologische Unterstuetzung brauchen, dass sie nicht vergessen sind, dass jetzt nicht alles den Bach runter geht, nur weil die CTC einmal geschlossen wurde. Obwohl wir jetzt nur noch zwei MZUNGO's
(Weisse) sind in Bulongwa, fuehl ich mich nicht wirklich fremd. So ist das in einem Dorf. Da kennt jeder jeden. Und zumindest manchen von den Kindern hab ich jetzt schon beibringen koennen, dass ich nicht MZUNGO!
heiss, sondern Judith, und auf die Frage "Naomba Hela" (Ich moechte
Geld) kriegen sie nur "Hamna!" (Gibts keins) zur Antwort. Wobei das wissen sie jetzt schon, und erst in Njombe ist mir das wieder vermehrt passiert. Auch den PIUMA members hab ich bei einem unserer Meetings erklaert, dass wir Europaer nicht dazu da sind, Geld zu bringen, sondern dass wir einfach unsere Profession anbieten - und das gratis. Das sind sie nicht gewoehnt. Und wenn PIUMA finanzielle Unterstuetzung fuer ihr Haus kriegt, dann muessen sie selber ueberlegen, wie sie es am besten verwenden, wie sie am meisten sparen koennen, damit man nicht auf Fensterhoehe einen Baustopp einlegen muss ... Das Building ist wichtig.
Das zeigt auch den anderen villagers, dass PIUMA weiterlebt, und mit der Abreise - wenn auch nur vorlaeufig - von Rainer nicht das ganze Projekt stirbt. Im building soll vielleicht auch irgendwann die neue CTC (Care and Treatment Clinic) - fuer HIV/AIDS Platz finden, und eine kleine Gastwirtschaft und die Duka (ein Marktstand). Aus dem eigenen Haus kann sie niemand mehr aussperren. Meine Aufgaben sind vielfaeltig, aber unscharf - wenn ich will, kann ich alles tun. Manchmal ist das schwer herauszufinden. An das Leben selbst hab ich mich recht gut gewoehnt - das entspricht mir schon - ist wie zu Hause vor 50a vielleicht. Brot backen, Kochen wenn's sein muss auf Holzkohle, haendisch auch Bettwaesche waschen und so ... aber mittlerweile goenne ich mir den Luxus eines Hausmaedchens 2x die Woche. Strom gibt es mittlerweile fast immer, was die Arbeiten am Computer wesentlich erleichtert. Am Samstag ist Markt, da deckt man sich ein mit Lebensmitteln und was man sonst so braucht fuer die naechste Woche. Eigentlich haetten wir auch genug Platz zum selber Anbauen, aber derzeit ist Trockenzeit und der Bach zum Wasser holen einfach zu weit entfernt, dass man auch noch zusaetzliche Kuebel zum bewaessern schleppen will. Die Umgebung ist supergruen, sanft huegelig - so 20 km von Bulongwa faellt das Hochplateau ganz steil ab, da wird einem erst bewusst, wie hoch gelegen wir sind. Naechstes Wochenende wollen wir zum Lake Nyassa (Malawi See) absteigen. 1500 m.
Soll wunderschoen sein, wie ein Binnenmeer, darauf freu ich mich. Und eigentlich war auch die Reise nach Njombe schon gut. Nach fast 7 Wochen Bulongwa ist es schon fein, mal wieder ein bisschen raus zu kommen.
Nicht nur wegen dem Internet. Aber tauschen wollen wuerd ich nicht.
Auch Stadt unter Anfuehrungszeichen ist Stadt und die positiven Seiten einer solchigen halten sich hier echt in Grenzen! Aber wenn man spezielle Dinge einkaufen will, dann ist man hier richtig. War heute frueh richtig ueberfordert. Brauch ich eigentlich irgendwas? Hab dann doch eine kleine Thermosflasche erstanden - praktisch fuer unterwegs - und eine Tube Zahnpasta. Hmmm ... bin selber gespannt, wie es weitergehen wird. Ob ich die CTC noch erlebe bis Dezember? Daran zweifle ich manchmal selber, aber irgendwann wird sie da sein - vielleicht muss ich dann nach dem Turnus nochmal herfahren. Oder doch verlaengern ;) Vielleicht freut man sich nach 6 Monaten aber auch wieder mal so richtig auf warmes Wasser aus einer Dusche - diesen Genuss hatte ich allerdings gestern in meinem Hotelzimmer :)- darauf, in einem Cafe richtig lang Zeitung lesen zu koennen, bei einer guten Melange, oder auf meine eigenen Teespezialitaeten, auf ein feines Konzert ... Hab erst vor ein paar Tagen per Zufall mitgekriegt, dass Libanon und Israel Krieg fuehren! Keine Zeitung, Kein Radio (haette ich eines, dann auch nur Kisuaheli), kein TV ... muss mir hier unbedingt eine englische Wochen- oder Tageszeitung besorgen. Hab mir gestern abend gedacht, wie gut es ist, dass es in den Gaststaetten einen Fernseher gibt. Wenn ich auch nicht viel versteh, aber auch Nachrichten in Bild sind Nachrichten. Alles, alles Liebe!
Eure Judith

1 Comments:

At 4:05 PM , Anonymous Anonymous said...

hier ein comment,nicht zum Rainer sondern zu Judith. So viel denk ich an sie,was sie macht,wie sie lebt,was ihre Aufgaben sind. Nur leider funktioniert unsere e-mail Verbindung nicht.Und was kann man schon in einem sms erzählen?! Bei all dem was sie gerade erlebt- nicht einmal einen Bruchteil. Aber das, was ich in jeder kurzen Nachricht rauslese ist, wie gut es ihr geht, wie wichtig ihr das Arbeiten mit und für PIUMA ist. Das was sie auf jeden Fall geschafft hat ist eine gewisse awarenes zu schaffen in ihrem Umfeld hier, wir alle verfolgen gespannt mit was sich in Tansania so tut. Yvonne

 

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