Peter Dongowski hat gesagt...
S.g. Herr Brandl,
Bei allem Verständnis für Ihren Kampf gegen die missbräuchliche Verwendung von Spenden und für die Rechte ihrer ehemaligen Patienten - ich denke, dass ihre Forderung nach Rücktritt ins Leere geht. Dies würde Einsicht und Unrechtsbewusstsein voraussetzen und beides ist offenbar bei den Verantwortlichen der von Ihnen kritisierten Werke nicht vorhanden. Nur wenn die finanzielle Unterstützung bei uns in Deutschland für diese Institutionen eingestellt wird, wird sich etwas ändern. Die Landeskirchen und ihre Gremien sind in Finanzfragen sehr sensibel. Deshalb Rücktrittsforderungen nein, Spendenboykott gegen die betroffenen Werke ja !So weit meine bescheidene Einschätzung, mit besten Grüssen nach Österreich !
Lieber Herr Dongowski,
Danke für Ihre Einschätzung und dass Sie kein Angsthase sind und Ihren Namen nennen! Das ist nicht selbstverständlich!
Ich denke, dass die Rücktritte zumindest der zuständigen Afrikasekretäre in den betroffenen Werken eine Selbstverständlichkeit seien sollten. Das wäre eine Entwicklung zur Normalität und die Kirchen wären dann zumindest so moralisch, wie Aktiengesellschaften bei denen es nach ähnlichen Skandalen selbstverständlich ist, dass es personelle Konsequenzen gibt. Es wurde durch die genannten Werke nun jahrelang bewiesen, dass sie nicht fähig sind, zu kontrollieren, was mit den ihnen übergebenen Geldern passiert und dass sie nicht sicherstellen können, dass damit den vorgegebenen Zielgruppen geholfen wird. Es wurde auch verabsäumt die Menschen offen und ehrlich über den Umfang des Skandals zu informieren. Es gibt offensichtlich auch keine ausreichenden Aufzeichnungen.
Kritik gegenüber war man taub und manche Mitarbeiter und manche Direktoren der Werke beteiligten sich sogar an üblen Kampagnen gegen jene, die über die Kriminalität in der Kirche reden. Ich denke es wird noch immer am Zudecken gearbeitet. Das Geld bleibt verschwunden. Das Spiel ("ein Ausnahmefall") soll so weitergehen. Das strukturelle Problem wird nicht angegangen, vor allem nicht im eigenen Haus.
Über Korruption zu publizieren, wie Dr. Schäfer der Direktor des NMZ ist keine Leistung. Das kann man tun, wenn das eigenen Haus in Ordnung gebracht ist.
Bei der LMC Sitzung in Tansania in den letzten Wochen waren der Fall Makete, die geschändeten HIV/AIDS Patienten und auch die anderen Finanzskandale in der ELCT angeblich kein Thema. Angeflogen - um teures Geld - sind wieder alle Sekretäre, die in Tansania stimmberechtigt in den Gremien sitzen. Gremien, die Gesetze brechen und die nicht fähig sind, ausreichende Finanzreports zu legen und mit der Kriminalität aufzuräumen und das Geld weiterfließen lassen. Es wurde nicht über die Menschenrechtsverletzungen durch die lokale Kirche geredet. Menschen sind für die Werke nie ein Thema und führen nie zu einer Reaktion der Kirchenvertreter - außer man kann mit deren Leid Spenden sammeln.
Aus vielen Geschehnissen in den Kirchen und Religionsgemeinschaften in der ganzen Welt wissen wir, dass deren Vertreter für sich selbst immer andere Standards fordern und Dinge, die bei anderen Menschen mit Strafverfolgung enden, das bei Vertretern der Religionen nicht tun. Werde Priester und Kritik an Dir ist Kritik an Gott und ein Angriff auf die "Kirche" sogar wenn es belegt ist, dass gestohlen wurde, gelogen wurde... es geht um Normalisierung hier.
Vicky Ntetema, die BBC Chefin in Dar es Salaam hat in diesem Sinne ein Mail mit Fakten an die Vertreter der Werke geschrieben ("man könne nicht alles lesen" heißt es dann immer) und sie auch offen der Komplizenschaft mit Killern bezichtigt. Sie bekam nicht mal eine Antwort. Müssen sich Afrikaner ein solches Verhalten gefallen lassen? Auch Vicky hat Angehörige an AIDS verloren und beschäftigt sich schon seit Jahren mit Makete, als verantwortliche Journalistin. Sie hat auch über ein Jahr bevor alles an die Öffentlichkeit ging bei der ELCT angefragt was geplant ist, um ide Situation zu lösen - keine Antwort.
Sie haben sehr recht, es gibt bei sehr vielen Kirchenvertretern keine Einsicht und kein Gefühl der Verantwortlichkeit. Rücktritte werden nicht passieren (man wird mich wieder als unziemlich bezeichnen und meine Sprache zum Problem erklären). Kurzfristig würden Rücktritte den Menschen in Afrika nicht helfen, aber als Zeichen der Normalisierung, im Sinne von gezeigter und vorgelbter Verantwortlichkeit, Vorbild und Konsequenzen würde es viel bewirken und Zeichen setzte, deshalb fordere ich die Rücktritte.
Aber sie haben recht mit Ihrer Analyse der fehlenden Einsicht.
Ich denke auch, es geht bei vielen Vertretern der Kirche wie überall hauptsächlich ums Geld und die eigene Bequemlichkeit, die eigene Tasche, den eigenen Job und "Frieden".
Es geht nicht um die Armen und nicht um Reife und Ehrlichkeit, nicht um die Kranken und nicht die christliche Nächstenliebe, nicht um das Aufbegehren gegen Unrecht und das Eintreten für das Leben. Es geht um den "Spendenmarkt" und den "Schaden" am Klingelbeutel, den man mit Kritik anrichtet, sogar wenn zugegebne wird, dass es ein Problem gibt.
Es geht nicht um Moral, vor allem nicht wenn es das eigene Handeln betrifft.
Es gibt in den Kirchen AUCH gute Menschen wie überall. Aber Moral gibt es oft viel weniger als bei jenen Gruppen, die gerade auch von Kirchenvertretern (Wirtschaft, politische Parteien, andere Religionen, Menschen mit anderen Lebensphilosophien) oft kritisiert werden.
Geld ist ein Hebel, ja und ich habe es schon öfters gesagt und wiederhole was ich denke: Spenden an NMZ, KPS und Mission EINE Welt und alle, die Gelder über LMC und ELCT nach Tansania fließen lassen, halte ich für gefährlich und falsch! Es gibt seit Jahren keine ausreichenden Finanzberichte und es gibt überall im Land Projekte, die nicht existieren und Beispiele von Nepotismus und Unterdrückung.
Der Bischof in Makete wurde heute angeblich abgewählt, der ELCT Oberbischof ist in Makete anwesend. Das löst aber das strukturelle Problem nicht und bringt die Verantwortlichen in Europa und Tansania nicht zur Verantwortung und die Verletzungen der Menschen werden nicht geheilt und das Geld kommt nicht der Entwicklung der Zielgruppe zugute. Der Bischof wurde gegen viel Widerstand fallen gelassen, weil es nicht anders ging. Verantwortlich gemacht wurde er nicht. Keiner wurde verantwortlich gemacht.
Die Entschuldigung der Missionen bei den Menschen in Tansania fehlt auch noch, die Entschuldigung für die unterlassene Aufsichtspflicht und die Finanzierung von kriminellen Strukturen, von Menschenverachtung und Zynismus. Die Entschuldigung bei den Familien der Toten.
Lieber Herr Dongowski, ich denke auch nicht, dass man sich entschuldigen wird. Aber verlangen kann man es! Man kann verlangen, dass der Mund aufgemacht wird! Auch von Pastoren und anderen Priestern. Gesetze gelten auch für jene. Da geht es nicht um Einsicht.
Menschenleben spielen hier sowieso keine Rolle.