Monday, January 02, 2006

Wir sind im Norden Thailands und haben gestern einen Studienkollegen Martin's besucht, ein Amerikanischer Arzt aus Texas im Rollstuhl, der schon seit Jahren in Thailand und Kambodscha (wo er ein ganzes Krankenhaus aufgebaut hat) lebt. Nach ein paar Minuten mit ihm vergisst man, dass er nicht gehen kann, so viel hat er zu erzaehlen und geschaffen. Heute waren wir ein paar hundert Meter weit in Kambodscha: Ein 1200 Jahr alter Khmer Hindu Tempel (Khao Phra Wihan), rundherum alte Minenfelder und Armut, Musiker ohne Gliedmasen, die um den Tempel Musik machen und uns an das Pol Pot'sche Schreckensregime erinnern.

Ich muss sehr viel an die Kollegen in Bangkok und an den franzoesischen Kollegen in Pattaya denken, der dort seit sieben Jahen HIV/AIDS Kranke behandelt und an die 1000 auf ARV Therapie hat. Er berichtet viel ueber Resistenzen und vor allem Nebenwirkungen, die ich bisher nur aus Buechern kenne, die wir aber mit Sicherheit im naechsten Jahr erwarten werden. Das gibt mir sehr zu denken. Der Kollege hat wahrscheinlich die beste Datenbank der Welt in seinem Computer, ich habe sehr viel gelernt.

Er hilft mir, weil er auch denkt, dass es moeglich ist, alle Menschen, die die Therapie brauchen zu behandeln, aber er spricht von einem Marathon. Und davon, dass HIV Aerzte einsam sind unter Kollegen und Gesundheitspolitikern. - Willkommen im Club der Verrueckten.
Ausserdem unterhalten wir uns lange ueber den Zugang zu den Mediakmenten und dass es noetig ist weiterzukaempfen fuer den freuen Zugang auch zu den besten Mediakenten, damit HIV/AIDS Therapie in allen Laendern in der gleichen Qualitaet moeglich wird.

Ich muss sagen, das Ganze hat mir auch ein wenig Angst genacht. Nicht weil ich denke, dass ich einsam bin (vor allem wenn ich an mein Team in Makete denke), aber wegen der vielen Arbeit und der komplexen Situationen, die uns nach dem "Honeymoon" der Erfolge erwarten, sondern weil ich mich davor fuerchte, weiter meine Zeit - die Zeit der Patienten - mit der korrupten und unorganisierten patriachalischen Kirche teilen zu muessen. Zeit die wir nicht haben!

Ausserdem merke ich, dass man mit dem "Erfolg" oder dem vermeintlichen Erfolg auch immer mehr ausgesetzt ist in der internationalen HIV/AIDS "Gemeinschaft", sich rechtfertigen muss. In Bangkok waren sogar schon meine Auseinandersetzung mit der WHO und QASI bekannt, welche zwar eher mit freundlicher Zustimmung aufgenommen wurde, aber sonst: Ja nicht einmischen! Aber: Macht weiter so!

Wir werden viel Zeit und Kraft brauchen: Um unsere Arbeit voranzutreiben, diese selbst zu untersuchen und zu hinterfragen, um unsere Qualitaet zu heben. Ich habe keine Kraft mehr, um mich anderen Dinge zu widmen. Will ich das? Wo sind die Helfer.

Der Kollege aus Amerika, koennte ebendort nicht mehr arbeiten, und will bald wieder anch Asien, oder Afrika, oder... nun muss er ein Jahr heim, damit er seine Lizenz in US nicht verliert. Er ist mutig und froehlich, aber ausgepowert.

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