Sunday, January 13, 2008

Ein sehr interessanter Artikel aus dem "Neuen Deutschland" vom 24.12.2007

Abzurufen unter http://www.neues-deutschland.de/artikel/121396.html?sstr=entwicklungshilfe


Wirtschaft/Soziales / Seite 10:

"Besinnung über Entwicklungshilfe


Podiumsdiskussion über Nutzen und Schaden von massenhaftem Spenden fürAfrika"

schreibt Herr Thomas Klatt einen - meiner Meinung nach - sehr guten Artikel zum Thema Entwicklungshilfe, der sich wie der Beginn einer Beschreibung der Grundlagen zu den Spendengeldskandalen und zur Erziehung der korrupten Eliten in Makete durch kirchliche "Entwicklungshilfe" liest:

"Immer wieder flammt Kritik auf, dass die »Projektitis« der Hilfsorganisationen nicht nachhaltig ist, stattdessen eine kleine korrupte Elite in den Entwicklungsländern finanziert und die eigene »Spenden-Industrie« am Leben erhält."

Schlag nach beim NMZ in Hamburg, beim Centrum Mission EINE Welt in Bayern (Bayrische Mission) oder der KPS in Magdeburg, die in den letzen Jahren laut Unterlagen aus der Diözese alleine in Makete hunderttausende Euro in die "Ausbildung" korrupter Eliten "investiert" haben!

Die von jenen Werken angegebenen Projekte sind fast alle so gut wie nicht existent, das einzig wirklich Funktionierende, sind die teuren Geländewägen der Kirchenfürsten. Auf Homepages, Veranstaltungen und Aussendungen wird immer weiter zu Spenden aufgerufen. Deren richtige Verwendung kann dann offensichtlich nicht belegt werden. Dieses "Problem" wird aber dann nicht "beworben" oder den Spendern öffentlich mitgeteilt, es gibt KEINE Transparenz.

Eine sehr positive Ausnahmeerscheinung ist die Lutherische Kirche in der Schweiz, deren HKES mit dem Spendenskandal eines Partners in den eigenen Reihen erfrischend offen und konsequent unmgeht. Dabei kann der zitierte Fall nicht mit jener weit tiefer gehenden systemsiche Korruption der Kirche in Tanzania verglichen werden, die sich in jahrelanger Kooperation mit den unterstützenden Partnermissionen entwickelt hat.

Ich habe über denn Fall im Niger und die Reaktion der HKES berichtet (http://rainerbrandl.blogspot.com/2007/12/ein-sehr-positives-beispiel-aus-der.html).

Auskünfte über die Verwendung der Gelder sind von den Missionen die in Tansania tätig sind und die in der Lutheran Mission Cooperation (LMC) zusammengeschlossen sind, nicht zu bekommen. Große Aufregung und Klage, dass überhaupt nachgefragt wird.


Steuerlich absetzbare Eliten- und Korruptionsfinanzierung und Arbeitsplatzbeschaffung für Kirchenmitarbeiter in Europa - inklusiver jährlicher Projektreisen für die zuständigen Sekretäre? Das ist der Eindruck der hier entsteht.

Weiters heißt es im Artikel des "Neuen Deutschland":

"Für den Bonner Politikwissenschaftler Dirk Messner ist längst nicht jede Entwicklungshilfe sinnvoll. Oft bewirke ein Zuviel des Guten sogar Gegenteiliges. In Tansania gebe es über 40 bi- und multilaterale staatliche Akteure, die allein das Gesundheitssystem mitbewegen und reformieren wollten. »Wir schaden durch Missionen, die dort einreisen und alles Mögliche evaluieren wollen. Die eine Mission kommt mit einer Dezentralisierungs-Strategie, die andere mit einer Hierarchisierungs-Strategie. Das führt zur Unterminierung von ›Good-Governance‹-Strukturen.«"

Herr Dirk Messner aus Bonn trifft den Nagel auf den Kopf!

Tansania scheint da ein sehr gutes Beispiel zu sein! Mehrmals im Jahr kamen ausländische Experten der Lutherischen Kirche ins Bulongwa Krankenhaus und berichteten über Konzepte, unterrichteten und schlugen vor, meistens auch nur ohne eine Frage an die Zielgruppe und nach deren Bedürfnissen zu stellen.

Mit Zielgruppe meine ich hier NICHT die lokalen Eliten, die von den Geldern der Geber profitieren und alles akzeptieren und tun, um diese glücklich zu machen und die oft erstaunliche Gaben entwickelt haben, um vorzugeben das zu tun, was die Geber glücklich macht bzw. was in deren Projektkriterien festgeschrieben steht. Mit Zielgruppe meine ich hier die Community und im Fall der Gesundheitssysteme, die Patienten.

Staatliche Konzepte sind in Tanzania kaum vorhanden bzw. ändern sich ständig mit der Größe der Gaben und folgen den Wünschen ("Vorschlägen") der Geber, klare Konzepte...?

"Oftmals herrsche im Westen die irrige Vorstellung, als sei lediglich die Höhe der Spendensumme für einen erfolgreichen Entwicklungsprozess verantwortlich, so Messner. Die Forderung nach Verdoppelung des Entwicklungshilfeetats sei aber absurd, wenn man nicht genau sage, was man mit dem Geld machen wolle."

Aussagen von ELCT und Missionswerken (Geber) beim Spendensammeln, wo fast immer die Armut, das schlechte Gewissen und die Suche nach mehr finanziellen Mitteln im Mittelpunkt stehen, lassen sich aus meinem Erleben hier als gute Beispiele für diese Absurdität ausmachen und sind auf den Homepages und Aussendungen der Werke immer wieder zu finden. Im Fall der Luthersichen Kirche in Tansania (ELCT) führen mehr Gelder offensichtlich vor allem dazu, dass immer mehr Geld in den schwarzen Löchern der Korruption verschwindet und so ein Beitrag zu den mächtigen korrupten Eliten des Landes geleistet wurde.

Ausser Entrüstung darüber, dass dieses Thema angesprochen wird und der ständigen Ausgrenzung und Verunglimpfung jener, die dieses Problem thematisieren, sowie die Schaffung neuer Jobs für Medienberater und neue Pressestrategien, haben viele betroffenen Organisationen offensichtlich keine faktisch begründeten Diskussionsbeiträge zu liefern.

Es scheint zum Beispiel bei NMZ, Mission EINE Welt, KPS nichtmal ausreichende Aufzeichungen über die richtige Verwendung der Gelder zu geben: Obwohl das eine selbstkritische, offene Diskussion, welche über Selbstlob und der Beschuldigungen von Kritikern hinausgeht, erst ermöglichen würde.

Solche Aufzeichnungen würden es zum Beispiel den Missionswerken in Hamburg oder Bayern auch ermöglichen, auf unabhängige Buchprüfungsunterlagen aus Tanzania, die in einer deutliche Sprache von Diebstahl und Unterschlagung sprechen, zu reagieren und mit den lokalen Behörden und Systemen (Polizei, Gerichtsbarkeit) zusammenzuarbeiten und Diebstähle zu bestätigen oder aber auch zu Unrecht Beschuldigte zu schützen.

Am Mittwoch den 15.11.2006 16:03, erreicht mich als Beispiel folgendes Mail von einem Vertreter der Kirchenprovinz Sachsen (KPS). Das passiert zu einem Zeitpunkt, als die Finanzskandale (aus den Jahren 2003/2004) in Makete/ELCT bereits seit 10 Monaten durch externe Buchprüfungen belegt waren. Die Überweisung der Gelder durch die Missionen fand offensichtlich schon Jahre zuvor statt.


Das Mail spricht für sich selbst:

"Lieber Rainer,

ich habe jetzt endlich einmal versucht, mir nach der Aktenlage ein Bild zu machen, wo welches Geld von der KPS eigentlich hingebucht worden ist, um exakt sagen zu können, wieviel ich theoretisch von der SCD (Anm.: Die Südzentraldiözese, die die Skandale zu verantworten hat) zurückfordern kann, bzw. als "unreported" bzw. unterschlagen oder mißbraucht abzuschreiben habe. Erstes Ergebnis: Ich hatte nicht gedacht, dass es so schwierig ist und so lange dauert! Es ist auch wirklich sehr kompliziert, da das Geld ja über den LMC gegangen ist, und ich kaum Unterlagen darüber habe, warum vom LMC auf welcher Grundlage Buchungen auf die SCD Konten gemacht worden sind.

(Anmerkung: Diese Aussage mag verwundern, da der Schreiber des Mails im LMC selbst mit Sitz und Stimme vertreten ist, wie auch die Vertreter der anderen Missionswerke, die zum Teil an führender Position im LMC sitzen - ausserdem zeigt sich, dass die Werke offensichtlich ohne Abmachungen und ohne Überprüfugen Gelder überweisen)

Dazu kommt, dass die Abkürzungen alle so ähnlich aussehen und mir öfter mal Bezeichnungs- oder Zuordnungsfehler passierten. (Die Komplikationen und das Problem der Zeitkapizitäten mag ein Grund auch meiner Kollegen sein, nicht einfach mit Zahlen rauszurücken. Es ist eben sehr kompliziert, einen Verlust oder eine Unterschlagung dingfest zu machen. Im Grunde genommen kann ich das nach eineinhalb Tagen Recherche auch noch nicht!)"



Weiters heißt es in dem Artikel aus dem Neuen Deutschland:

"Noch radikaler ist die Kritik aus Afrika selbst. So sagt James Shikwati, Gründer und geschäftsführender Direktor des »Inter Region Economic Network«, einer unabhängigen markt- und sozialwirtschaftlichen Forschungsorganisation in Nairobi: »Die Entwicklungshilfe unterminiert das Selbstbewusstsein der Menschen und macht sie zu untätigen Almosenempfängern. Stoppt die Entwicklungshilfe, denn sie hat Afrika in den letzten Jahrzehnten mehr geschadet als geholfen!« Shikwati weist darauf hin, dass Afrika kein armer Kontinent sei, sondern reich an Natur, Kultur und Bodenschätzen. Mit der Entwicklungshilfe würden sich die Geber zuerst den Zugriff darauf sichern. »Es ist eine Art stiller Erpressung.« Statt mit Spendengeldern zu rechnen, sollten die Afrikaner etwa durch höhere Steuern dazu motiviert werden, mehr Politikbewusstsein zu entwickeln und ihre Regierungen in Verantwortung für bessere Schul- und Gesundheitssysteme zu nehmen."

Ich möchte hier nochmals auf den Eintrag von Vicky Ntetema, meiner guten Freundin und Bürochefin der BBC in Dar es Salaam hinweisen, die eine sehr ähnliche Meinung wie James Shikwati vertritt und auch die Einstellung der Überweisung von Geldern verlangt, Tuesday, November 27, 2007


http://rainerbrandl.blogspot.com/2007_11_01_archive.html.

Auffällig ist hier, dass jene Werke, die in Makete seit Jahren zum Teil aktiv und durch ihre Mitarbeiter vor Ort (NMZ) offensichtlich teilweise auch selbst unmittelbar an den Betügereien beteiligt waren oder die ZUMINDEST in ihrem Verantwortungsbereich gelegen waren (eine NMZ Mitarbeiterin war in den Jahren 2003/2004 Treasurer in der Diözese), auf die Sorgen anfragender Afrikaner in der Regel nicht zurückkommen und jede Mitverantwortung für die traurige Situation vor Ort abstreiten.

Vor allem den Direktoren der Werke in Hamburg und Bayern sowie deren Bischöfen und Referenten, scheint nicht bewußt zu sein, dass die milden Gaben der "Entwicklungshilfe", die offensichtlich SEHR OFT in der Unterstützung korrupter Kircheneliten und deren Netzwerken enden, sowie die Veruntreung der ihnen übergebenen Spendengelder und die fehlende Information gegenüber den Spendern, auch in ihrere Verantwortung liegen.


Die Tansanische Presse ist voll von Artikeln über Korruption der lokalen Eliten in Poltitik, der Beamtenschaft und der Religionsgemeinschaften, inklusive der Lutherischen Kirche (ELCT) und auch über Skandale mit internationalen Verwicklungen wird häufig berichtet.
In den Aussendungen der Missionswerke wird dieser journalistische Aufbruch der afrikanischen Zivilgesellschaft nicht, oder nur sehr verschämt weitertransportiert! Man erklärt dem eigenen Spender- und Kirchenvolk nur, was man sehen will und manchmal endet das sogar im Erzeugen von simplen Vorurteilen zum Beispiel durch Vertreter der Bayrischen Landeskirche (es wird dort suggeriert, dass der Moslempräsident Kikwete Schuld wäre, an der ach so traurigen Lage in Tansania, wie es Verteter der Bayrischen Landeskirche in Zeitungsartikeln an die Öffentlichkeit transportieren und die Landeskirche schweigt dazu - auch Herr Bischof Friedrich). Dabei gäbe es - nach noch zu erledigender Korruptions- und Kriminalitätsbekämpfung in den eigenen Reihen - sehr viel Raum für Solidaritätsarbeit und der Unterstützung von Systemen in Tansania, welche Korruption bekämpfen und sich korrekt und ethischen Richtlinien folgend verhalten. Ich verweise hier auf die großen internationalen Skandale um Banken, Energieversorgung, Waffengeschäfte, HIV/AIDS Labor Geräte und vor allem die Menschnrechtsvergehen durch Bischöfe der Partnerkirche, die Zeitungen in Tanzania sind voll davon! Die Pressespiegel der Werke sind über die wirklich interessanten Probleme und Diskussionen in den Partnerländern offensichtlich schon ein bisserl blind geworden (nur für den internen Gebrauch). Die Kirchen hätten hier ein weites Aufgabengebiet, was aber nur auf der Basis der eigenen gelebten Sauberkeit und einer klaren Ethik möglich wäre. Das ist zur Zeit nicht zu erkennen. Jede Anklage der ELCT in Tansania gegen Korruption fällt letztlich auf diese Kirche selbst zurück. Ordentliche Finanzabschlüsse können nicht vorgelegt werden.

Vicky Ntetema im O-Ton:

"It will be a great achievement in the history of mankind and a service to the downtrodden if the media in Tanzania and the West could work together to demand accountability from the multinational giants and faith based organization who continue to “fatten the bellies of the minority selfish and corrupt elements” with the taxpayer’s money and the contribution from the pensioners’ who want to help the destitute but whose financial assistance does not reach the intended.

Let’s start a “NO ACCOUNTABILITY NO FUNDS” campaign. We need to send this massage to all the donors, church and the public explaining why the media has reached that decision."

Dirk Messner wird im Artikel aus dem Neuen Deutschland weiters zitiert:

"Entwicklungshilfe ganz zu streichen, so weit würde Dirk Messner nicht gehen. Aber, fügt er hinzu, man sollte nur Regierungen und Institutionen unterstützen, die ver-antwortungsvoll mit Geld umgehen."

PIUMA, tansanische Medien, ausländische und lokale Mitarbeiter sowie aufrechte Vertreter der lokalen Kirche, wurden und werden von den Gebern im Falle der ELCT im gesamten und Makete im besonderen nicht unterstützt oder sogar bekämft. Es werden im LMC weiter Budgets entwickelt, wo wiederum nicht sichergestellt werden kann, dass keine korrupte Kircheneliten unterstützen werden. Die nachhaltigen Erfolge der kirchlichen Arbeit in Tansania für die Förderung von Entwicklung und die richtige Verwendung der Spendengelder können vielfach nicht belegt werden.

"Gerade viele ressourcenreiche Staaten in Afrika seien erfolglos in der Armutsbekämpfung, weil die dortigen Eliten ihr Überleben allein durch direkten Rohstoff-Export absichern und sich nicht mehr um die Entwicklung ihrer Länder kümmerten. »Entwicklungspolitik sollte ressourcenreichen Ländern mit unverantwortlichen Regierungen kein zusätzliches Geld überweisen, weil das nur deren Devisenstand erhöht und das Geld anschließend ins Ausland transferiert wird«, sagt Messner.
Afrika ist bunt, vielfältig und ideenreich. In Deutschland aber vermitteln zahlreiche Hilfsorganisationen nur das Bild hungernder und hilfsbedürftiger Kinder, kritisiert der Entwicklungsexperte. Paternalistische Bevormundung – reicher wissender Weißer hilft armen unwissenden Schwarzen – sollte der Vergangenheit angehören."

Messner spricht mir aus der Seele und vermutlich auch aus der Seele vieler meiner afrikanischen Freunde. Ihre Beiträge werden von den Gebern in der Kirche immer wieder negiert und nicht einmal inoriert - passen nichts in Konzept? - Messner endet mit:

"Der schwarze Kontinent müsse als Wirtschaftspartner in den Blick genommen werden. »Die Chinesen machen vor, wie man durch Betonung ökonomischer Interessen afrikanische Partner dort abholt, wo sie sich selber sehen.«"

Chinesen: Sehr effektive Entwicklungsförderung, aber leider oft ohne Bedachtnahme auf Menschenrechte.

Andereseits: Die hochgelobten Menschenrechte sind Gebern wie dem NMZ, der Mission in Bayern (inklusive der informierten Landeskirche, die sich schützend vor die Missionswerke stellt) sowie der KPS offensichtlich auch nicht wichtig. Das wird gezeigt indem Spendengelder immer wieder korrupten Eliten zur Verfügung gestellt werden bevor die alten Kriminalfälle gelöst werden.
Diese Eliten, deren Macht nicht auf christlicher Ethik sondern der faktischen Macht des Geldes beruht, die fahren dann fort Menschenrechte von Patienten, Armen und auch Mitarbeitern zu brechen.

Also lieber mit "den Chinesen", die machen Business, ohne durch unfaire Ausschüttung von Geldern lokale Wirtschaftsstrukturen noch zusätzlich zu zerstören, wie es die Kirchen und ihre Geber tun!

Auch deshalb bin ich im übrigen der Meinung, dass die zuständigen Missionssekretäre in Europa zurücktreten müssen und die Finanzgebarung in Europa und Tansania vollkommen offengelegt werden muss und Verantwortliche in Tansania und in anderen Ländern zur Rechenschaft gezogen werden müssen.

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