Thursday, December 06, 2007

Ein sehr positives Beispiel aus der Lutherischen Kirche in der Schweiz im Umgang mit Spendengeldern.

Ich möchte dazu aus ganzem Herzen gratulieren!

Unter http://www.heks.ch/ findet sich das pdf - file des HEKS Magazins Handeln Ausgabe 198 4/07 wo ein Artikel über den Diebstahl von Spendengeldern in Niger und die rasche und professionelle Reaktion von HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirche der Schweiz) berichtet.

Die Kriminellen wurden fristlos entlassen und bei den Behörden in Niger angezeigt, die Geber wurden umfassend informiert. Es wurden Verbesserungen der Finanzkontrolle angegangen, das Ganze wird ehrlich dargestellt und Fehler werden eingestanden, es wurde den Richtlinien allgemeiner Moral und Ethik sowie den Gesetzen folgend gehandelt.
Die HEKS hat damit den Rechtsstaat in Niger unterstützt und unterstrichen, dass die Kirche besser sein soll als das Gesetz und nicht über dem Gesetz und auch nicht außerhalb von Konsequenzen steht.

Dieses Handeln macht Hoffnung, auch wenn es eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Am Ende des Artikels findet sich eine Tabelle, aus welcher der zeitliche Ablauf des Vorfalls hervorgeht und man kann daraus entnehmen, dass es durchaus auch in Afrika in weniger als 5 Monaten möglich ist, vom Bekanntwerden von Vorwürfen bis zur rechtlichen Konsequenz zu gelangen.

In Makete/Tansania ist das den Missionswerken Mission EINE Welt in Bayern, der KPS und dem NMZ bis heute nicht möglich. Die Situation der fehlenden und richtigen Bücher in der ELCT Gesamtkirche ist seit vielen Jahren bekannt.

Viel Zeit wird von der Kirche in Europa und Tansania verwendet, um die Kritiker mundtot zu machen und um diese des Kolonialismus zu beschuldigen. Kritiker aus Tansania werden nicht gehört und negiert, was ein besonders verwerfliches und zynisches "Krisenmanagement" der betroffenen Missionswerke in Europa darstellt.

Anmerken möchte ich hier, dass es in Tansania - im Gegensatz zu der Situation im Projekt der Schweizer Kirche im Niger - meistens nicht mal einen positiven Leistungsnachweis gibt, das Geld ist weg, es gibt keine oder magelhafte Dokumentationen und das Projekt gibt es auch nicht! Makete ist eine Grablandschaft an die Wände gefahrener oder nicht existenter Projekte.

So sieht das Handeln bei NMZ, Mission EINE Welt und KPS oft aus, wahrscheinlich nicht immer, aber viel zu oft. Die belegten Erfolgsprojekte konnte ich bis heute nicht finden, trotz Nachfragen. Die Werke werden wohl auch nicht eigene Zahlen und externe Buchprüfungen offenlegen?

Es muss in der gesamten Hilfsindustrie endlich Offenlegung und Rechenschaftspflicht geben. Sonst schadet Hilfe mehr als sie gut tut. Darüber wird seit Jahren geschrieben auch Transparency International beschäftigt sich zaghaft damit, aber wenn es um die Kirchen geht, dann scheint die Zentrale in Berlin der Mut verlassen zu haben, obwohl man genau um die Probleme weiß.

Es kann nicht sein, dass nicht existierende Projekte und Vorfälle bis hin zu schweren Menschenrechtsvergehen durch Kirchen, wie zum Beispiel Gewaltaktionen gegen Patienten, von Gebern wissentlich (zumindest indirekt und ohne Widerspruch) mitfinanziert werden.

Auch deshalpb bin ich im übrigen der Meinung, dass die zuständigen Missionssekretäre in Europa zurücktreten müssen und die Finanzgebarung in Europa und Tansania vollkommen offengelegt werden muss und Verantwortliche in Tansania und in anderen Ländern zur Rechenschaft gezogen werden müssen.


Der Artikel aus dem HEKS Magazin:

Nothilfe in Niger


Abschluss mit Eclat


HEKS ist seit Mitte der achtziger Jahre in Niger tätig. Unterstützt wurden insbesondere Projekte zur ländlichen Entwicklung, zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung, zur Förderung von Gemüseanbau und Viehwirtschaft. zur Stärkung und Weiterbildung von dörflichen Basisgruppen sowie Kleinprojekte von Frauengruppen. Dabei baute HEKS Arbeitspartnerschaften mit einheimischen Organisationen in der Region Tahoua auf. und setzte jährlich 300000 bis 400000 Franken ein. Kampf gegen Hungersnot 2005 drohte dem Land als Folge einer Heuschreckenplage und der Dürre eine Hungersnot.

Weil wir über Erfahrungen aus langjähriger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern verfügten, stellten internationale Organisationen HEKS rasch Mittel für Nothilfeprojekte zur Verfügung. Deren Koordination in der Region Tahoua oblag dem einheimischen HEKS-Koordinator in Niamey, der seit 2002 in dieser Funktion tätig war. Zwischen August 2005 und Frühjahr 2007 wurden insgesamt 2,2 Millionen Franken eingesetzt. Die Hilfe in Form von Saatgut, Getreide und Tierfutter erreichte rund 60 000 Menschen in 50 Dörfern. Insgesamt wurden über 700 Tonnen Hirse abgegeben oder als Saatgut eingelagert. 14 Ernährungszentren versorgten rund 5000 fehl- und unterernährten Kindern während sechs Monaten mit nährstoff- und vitaminreicher Nahrung. HEKS finanzierte den Bau von 30 Bewässerungs- und 8 Trinkwasserbrunnen. Männer und Frauen, die in den Dörfern Arbeiten zugunsten der Gemeinschaft verrichteten (2. B. Bau von Bewässerungsanlagen, Maßnahmen zum Schutz des Bodens vor Erosion, Bau bzw. Reparatur von 61 Kilometern Naturstraßen), erhielten als Gegenleistung Hirse. Damit wurde verhindert, dass sie in die Städte oder das benachbarte Ausland abwanderten. Ein Gemüsegarten diente der Schulung von 240 Bäuerinnen und Bauern in Techniken des Gemüseanbaus.

Eine Zwischenevaluation durch ein Expertenteam beurteilte Ende 2006 den Einbezug der Bevölkerung, die Kompetenzen von HEKS und seinen lokalen Partnern und die Schulung in Gemüseanbau als sehr positiv. Skeptisch äußerte sich die Evaluation zur Nachhaltigkeit der Getreidelager.

Veruntreuung aufgedeckt

Dieser überwiegend positiven Gesamtbilanz stehen leider grosse Defizite bei Buchhaltung und Finanzkontrolle gegenüber. Nachdem Anfang Juni 2007 erstmals konkrete Hinweise zu Unregelmäßigkeiten in der Buchführung bei HEKS eingetroffen waren, nahmen wir unverzüglich und konsequent die Abklärung des Sachverhalts an die Hand (siehe ww.heks.ch ).

Mitte September legte die mit der Untersuchung beauftragte Treuhandfirma ihren Bericht vor.

(Anm: In Tansania liegen Berichte seit Anfang 2006 vor)

Dieser hält fest, dass Belege für die Verwendung von rund 950 000 Franken fehlen. Das sind 43 Prozent der insgesamt zur Verfügung gestellten Mittel. Zwar entsprach die Buchhaltung der lokalen Partnerorganisationen nicht immer den Anforderungen der Treuhänder, aber die korrekte Verwendung der Mittel wurde nach sorgfältigen Abklärungen bei den Begünstigten in den Dörfern weitgehend bestätigt. Der HEKS-Koordinator hingegen konnte den Verbleib der ihm anvertrauten Gelder zu einem großen Teil nicht erklären. Auch wenn im juristischen Sinne der Nachweis seiner Schuld nicht erbracht ist, steht er unter dringendem Verdacht, Spendengelder veruntreut zu haben. HEKS hat daher bei den zuständigen Instanzen in Niamey Strafklage gegen ihn eingereicht.
Kritische Fragen

Wie war es möglich, einen respektablen Leistungsausweis zu erbringen und trotzdem beträchtliche Summen nicht für die Projektarbeit einzusetzen? Im Nachhinein zeigte sich, dass die für den Kauf von Getreide und anderen Nahrungsmitteln budgetierten Preise deutlich zu hoch veranschlagt waren, dass die Anzahl der Begünstigten zum Teil weit unter den bei der Projekteingabe deklarierten Werten lagen und dass einzelne Hilfeleistungen über einen kürzeren Zeitraum als geplant erbracht worden waren. Warum wurden die Unregelmäßigkeiten nicht früher entdeckt? Die in der langjährigen Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern durchgeführten Überprüfungen und Audits ergaben stets zufriedenstellende Ergebnisse. Wir wiegten uns zu sehr in Sicherheit. Die Nothilfeprojekte waren durch verschiedene internationale Organisationen mitfinanziert. Sie alle entsandten ihre Vertretungen in den Niger, um den Projektfortschritt zu überprüfen. Die zahlreichen Besuche ergaben das Bild sehr eng begleiteter und gut kontrollierter Projekte. Wer was wie prüfte, war unter den Gebern aber zu wenig abgesprochen. Angesichts der Höhe der eingesetzten Beträge hätten die Kontrollen der Buchführung häufiger und vertiefter durchgeführt werden müssen. Schließlich wird im Nachhinein klar, dass mit der enormen Erhöhung des Budgets für die Nothilfe auch die Infrastruktur vor Ort hätte ausgebaut und die Vorgaben für Buchführung und Berichterstattung klarer hätten definiert werden müssen. Es ist zudem angezeigt, in solchen Situationen die mit der Abwicklung der Projekte betrauten Personen gezielter zu schulen und zu unterstützen.

Aus Fehlern lernen

Fälle wie der geschilderte sind bedauerlich und schmerzhaft für die ganze Organisation. Aber entdeckte Fehler und Schwachstellen sind immer auch eine Chance für Verbesserungen. Wenn es uns also gelingt, die erkannten Mängel zu beheben und so zu verhindern, dass sich die gleichen Fehler wiederholen, dann ist den Vorfällen in Niger - so unerfreulich sie auch sind – trotz allem eine positive Seite abzugewinnen. Noch ist die Analyse nicht abgeschlossen,
aber drei Konsequenzen lassen sich für HEKS bereits jetzt ziehen:

  • Die Finanzkontrolle in großen Projekten ist zu verstärken.
  • Die Vorgaben und Abläufe für die Durchführung dieser Kontrollen sind auszubauen und zu präzisieren.
  • Begleitung und Evaluation der Projekte sind klar von der Finanzkontrolle zu trennen.

Wir haben die entsprechenden Arbeiten bereits an die Hand genommen, denn wir wollen die erkannten Schwachstellen so rasch als möglich beheben.

0 Comments:

Post a Comment

Subscribe to Post Comments [Atom]

<< Home

Google Earth