Tuesday, December 11, 2007


Wema Sanga aus Makete/Tansania und Gerhard Raxendorfer aus Salzburg/Österreich nach ihrer Rede über das Leben mit HIV/AIDS und ihren Kampf um Menschen- und Patientenrechte in Tanzania. Im Österreichischen Parlament am 30. November 2007.
Helden?
Gerhard ist immer zu seiner Situation gestanden, er ist eine ehrliche Haut. Gerhard hat keine Arbeit mehr gefunden, als Koch und Kellner. Er hatte ein anstrengendes Leben, einen anstrengenden Beruf, mit viel Nachtarbeit, saisonale Jobs, Hotels, Schigebiete, wenig Schlaf und gute Bezahlung. Diese Zeit ist vorbei.
Gerhard hat sich immer für andere eingesetzt, zum Beispiel als man in Salzburg die Tagestätte für Obdachlose und andere, denen ein billiges Essen wichtig ist, zusperren wollte. Da hat er innerhalb kurzer Zeit tausende Unterschriften gesammelt. Den "Saftladen" in Salzburg gibt es heute noch, nun mit Unterstützung von Prominenz, Politik und Presse.

Gerhard hat in den letzten Jahren in Tanzania gearbeitet, mit den Menschen mit HIV/AIDS um Ihrer Rechte gekämpft und mit ihnen begonnen ein Selbsthilfezentrum zu bauen. Er hat in einem sehr einfachen Haus unter den Menschen in Bulongwa gelebt.
Es war auch für ihn nicht leicht, den Zynismus der Hilfsindustrie, der Lutherischen Kirche, der korrupten Seilschaften mitzuerleben und zu sehen, wie seine Freunde in Bulongwa sterben, während man den Dieben und Killern die Stange hält.

Immer wieder sagt er, dass er weinen musste, als er nach einem Jahr sah, wie gut es den Menschen mit der Therapie ging und wie sie nun den Mut hatten, gegen die Krankheit aufzustehen und gegen Korruption und Stigma zu kämpfen.

Wema hat mit kaum 25 Jahren ihren Mann in die neue Klinik gebracht. Er war sehr krank, sie hat ihm dadurch das Leben gerettet. Er hat sie trotzdem weitergeschlagen, wie er das schon seit 8 Jahren getan hatte. Wie es Wema damit geht?
„Was ist das für eine Frage“ meint sie, „hätte es irgendetwas geändert, wenn ich mir überlegt hätte, wie es mir damit geht?“
Wema hat keine Gefühle - sagt sie - und ihrem Mann, der ja krank sei, wünsche sie noch immer alles Gute, aber seit sie sich scheiden hat lassen, da hat sie ihre 3 Kinder wieder lieber, sagt sie. Das letzte Kind hat sie bekommen in dem Wissen, das Virus in sich zu tragen und nachdem sie von ihrem Mann und seiner Familie mit Gewalt dazu gezwungen worden war, nochmals zu empfangen. Das Kind ist Dank der Antiretroviralen Therapie negativ.

Einst hat Wema eine Rede in Bulongwa gehalten und gemeint, dass sie den Bischof fragen würde, ob er selbst getestet sei, so wie sie, wenn er wieder einmal von AIDS als Strafe Gottes erzählen würde. Falls er das Virus auch in sich tragen würde, dann würde sie ihm helfen und ihm kein schlechtes Gewissen machen. So wäre sie.
Wema und all jene, die so gesprochen haben und die dann später gegen die Korruption in der Diözese protestiert haben und für bessere Behandlung und für die Behandlung der Kinder, die sind dann später aus der Klinik geflogen, als diese vor ihrer Nase zugesperrt wurde. Wema hat vor der dem Büro des Bischofs gesprochen und gemeint, dass die Kirchenleute ihre schönen Kleider ausziehen sollten und daraus Schuluniformen für die Waisenkinder machen sollten und dass das gestohlene Geld zurückbezahlt werden muss!
Wema hat vor dem Gesundheitsminister demonstriert und Interviews für die BBC gegeben.
Nun spricht Wema im Österreichischen Parlament, garnicht nervös:
“Wir sind nicht krank, weil wir stärker als alle anderen sind, die aus Angst immer still geblieben sind. Wir haben die Stärke eines Löwen und wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis wir unser Ziel erreicht haben”

“Auf diesem Bild können Sie eine Frau mit ihrem Kind sehen. Diese Kind wurde geboren, weil die Familie meines Mannes mich dazu gezwungen hat, obwohl alle über unseren Gesundheitszustand bescheid gewusst haben. Gott sei Dank hatte ich die Chance einer Antiretroviralen Therapie, die das Risiko der Mutter Kind Übertragung reduziert und dieses Jahr testete ich das Kind und es ist HIV negativ!”
Wema im Österreichischen Parlament! Klüger und mutiger, als alle jene, die vorgeben, sich für Menschen wie sie einzusetzen. Die schönen Internetseiten, wo für Waisenkinder in Tanzania gesammelt wird http://www.mission-einewelt.de/ISY/index.php?get=241 von einer Struktur, die selbst nicht so recht nachvollziehen kann, was mit all den Spenden geschieht. Diese Seiten, die gehören der Bayrischen Mission, der Stolz, die Ehrlichkeit und der Mut, die gehören Wema!

Gerhard und Wema haben das Pech, dass sie ein Virus in sich tragen, das nicht mehr nur ihnen und dem Gesundheitssystem gehört, sondern den Kirchen, die nun daran verdienen das Stigma zu bekämpfen, das Sie mitaufgebaut haben, - ein Merkmal vieler, die in der Kirche arbeiten, davon zu leben, sich mit den Problemen der Menschenverachtung zu beschäftigen, die von der Glaubensgemeinschaft selbst ins Leben gerufen wurde - oder die Prävention betreiben, mit Treue und Enthaltsamkeit und Kondomen, oder doch nicht Kondomen, oder schon, oder nicht, oder doch…?; den NGOs und Regierungen, die es nun als Geschäftsfeld für Seminare und Einnahmen entdeckt haben; den Firmen, die zum Beispiel mit Korruption und schlechter medizinscher Ausrüstung in Entwicklungsländern Geschäfte machen; den alternden Expräsidenten, die es als "Geschenk Gottes sehen", an dem sich beweisen lässt, wie gut die Menschheit ist; das Virus gehört Missionswerken, die Geld für Waisen sammeln, die dann wenig davon sehen, aber es zieht halt so gut…

Dabei sind Wema und Gerhard nicht krank, sondern „Imara kama Simba“ - „Stark wie die Löwen“ und wollen eigentlich nur das gleiche Recht, wie alle Menschen mit allen möglichen Krankheiten, Viren, Bakterien, Genen, Verhalten, Leben; Lachen, Freude, Leid: Das Recht auf Gesundheit.
Die WHO meint das auch, aber manche Abteilungen tun da nicht mit, wie EHT/WHO, die dann doch nicht so professionell sind, wenn es um Geschäfte mit CD4 Countern geht, zum Beispiel.

Menschen brauchen Vorbeugung und Therapie, einer ganz gewöhnlichen Krankheit, die ein ganz gewöhnliches Gesundheitssystem mit gewöhnlichen ÄrztInnen und PflegerInnen und SozialarbeiterInnen und so fort voraussetzen.

Es ist halt HIV/AIDS. Irgendwer hat es zu einer "besonderen Sache" gemacht. Es haben halt viele, das ist schon das Einzige besondere dran, wieviele haben abere eigentlich hohen Blutdruck, Blutzucker, leiden an Fettleibigkeit, Malaria, Tuberkulose, Hunger...

Im übrigen bin ich der Meinung, dass die zuständigen Missionssekretäre in Europa zurücktreten müssen und die Finanzgebarung in Europa und Tansania vollkommen offengelegt werden muss und Verantwortliche in Tansania und in anderen Ländern zur Rechenschaft gezogen werden müssen.

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