Wednesday, April 19, 2006

Gestern war ich über eine Stunde beim Tansanischen Gesundheitsminister, anwesend war auch noch der Direktor für Krankanhäuser und sein privater Sekretär.
Ich erzähle.
Sie fragen, ob ich wirklich das Land verlassen will und wann ich dann wiederkäme. Ich solle mir keine Sorgen machen.
Der Premierminister habe angerufen, es seien Teams unterwegs nach Makete aus verschiedenen Ministerien und aus der Abteilungen für Staatsangestellte.
"This Day" druckt den gesammten Auditreport des Krankenhauses ab, liest sich in der Zeitung wie eine Aufslistung von kriminellen Taten.
Es gibt dort auch Fotos von unseren Patienten: Vorher - Nachher.
Ich lasse die Zeitung beim Minister und habe den Eindruck, dass die Politiker aus ihren eigenen Kanälen sehr viel wissen, aber keine Zeitungen lesen.
Wie und was mich wieder zurückbringen könne, fragen sie. Ich sage unser einziges Ziel ist es den Menschen zu helfen und sicherzustellen, dass Sie ihre Behandlung bekämen.
Die Wände des Büros des Ministers sind austapeziert mit Sprüchen von Mahatma Gandhi.

Ich übergebe Briefe vom EAWM und von PIUMA in denen diese um Unterstützung der Regierung anfragen und darum eine Klinik aufzubauen, die von PIUMA besessen und gemanaget wird.

Die Kanadier telefonieren und schreiben sich die Finger wund, das hilft, alles geht über den Staatssekretär im Ministerium. Heute schreibt mir der Parlamentsabgeordnete von Makete, dass er mit dem Staatssekretär nach Makete fahren wird. Auch aus Österreich kommen Meldungen, dass der Bezirkshauptmann Maketes auf SMS antwortet. Das hilft!

Der Bischof ist der Meinung, dass ich das Problem gewesen wäre und nun Ruhe sein würde. Dass das Problem, die Diebstähle sind und dass wohl keine Ruhe sein wird, das kommt ihm nicht in denn Sinn. Ich bekomme viele Anrufe aus Tansania, die "Pole sana" sagen "tut uns leid". Ich sage, es tut mir auch leid, für die Patienten und habe das Gefühl, dass es ein langer Weg zum Aufbegehren und zur funktionierenden Zivilgesellschaft ist.

Mein guter Freund, ein Berater des Präsidenten trifft mich und sagt ich solle mir keine Sorgen machen, sterbende Gäule würden ausschlagen. Alle wären informiert.

Die ELCT ruft über den Generalsekretär aus Makete (Kirche) bei der BBC an und will ein Transkript des BBC Reports über die Diebstähle vom Wochenende. Es wäre zwar richtig, dass Geld gestohlen worden wäre, aber nicht nur für AIDS. Das werde Konsequenzen haben.
Vicky, die BBC Chefin in Dar es Salaam, sagt, dass sie das Transkript auf offizielle schriftliche Anfrage und nach Rückfrage in London gerne haben könnten. Sie lacht sich kaputt. Und überlegt, wie die Presseaussendung der Kirche aussehen werde:
"Ja, es wurden mehr als 200.000 Dollar gestohlen, aber nicht nur für AIDS (und Witwen und Waisen, und ander Gesundheitsprojekte wie in der BBC gesagt) sonder auch für Solarenergieprojekte und Biogasprojekte und Frauenempowerment Projekte und viele andere Entwicklungsprojekte...."?

Die Polizei sagt zu PIUMA und Jackson, dass sie sich so keine Freunde machen werden. Jackson meint: "Warum?" Es war doch die Polizei, die verfassungswidrig die Demonstration verboten hätte. Was auch inder Zeitung steht. Vicky hat mit dem RPC (Landespolizeidirektor in Iringa, der sich im Radio mächtig über die "unangemeldeten" Demonstrationen aufgeregt hat - waren aber schriftlich angemeldet) telefoniert und wollte ihn interviewen.
Reaktion: Am nächsten Tag hagelt es schriftliche Bewillingungen für Meetings und Demonstrationen von PIUMA in Makete!

Ärzte ohne Grenzen werde vom Distriktskommissioner und vom Bischof angefragt, die Klinik in Bulongwa zu leiten. Sie zeigen sich wenig interessiert. Bereits in Makete wollten sie die Klinik ja nur aufbauen und mit lokalem Personal führen - Erfolg? Das Personal von Ärzte ohen Grenzen leitet die Klinik alleine und das lokale Krankenhauspersonal erscheint fast nie. So war es nicht gedacht.

Nun wird in Bulongwa ein gutes Team vom Bischof ausgesperrt, eine funktionierende Klinik ruiniert und Ärzte ohne Grenzen soll einspringen - Danke, nein!

Ich bin bei Rayben dem Wirtschaftstreuhänder in Dar es Salaam und das Ganze kommt mir immer irrealer vor und es scheint in Makete wird ein altes Netzwerk von Abhängigkeiten, Korrupten und Dieben aufgedeckt - hauptsächlich in der Kirche. Es wird immer bunter.

Wie es wohl den Kindern und anderen Patienten auf ARVs in Bulongwa geht? Ich bereite meine Abreise vor.

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