Vorwegschicken möchte ich, dass es nicht nur im Krankenhaus in Bulongwa zum Verschwinden von Geldern gekommen ist, wie nun immer wieder auch von den betroffenen Mission zugegeben wird. Für 2003 und 2004 ist das ja gut belegt. Die anderen Jahre wurden noch nicht wirklich untersucht.
Ich bin nach Tanzania gegangen, um Menschen zu behandeln, ich habe kein Geld gestohlen und auch keine Spendengelder veruntreut. Ich und auch der EAWM haben uns an Abmachungen gehalten, wir haben mehr beigetragen als vereinbart.
Ich kann mir nicht erklären, was die vielen Besuche von Missions- und Gruppenvertretern bringen sollen, wenn damit der Erfolg von Projekten seit Jahren nicht dokumentiert werden kann.
Tankstelle in Makete - geschlossen, bankrott, keine Einnahmen...
Makete Development Foundation - geschlossen, bankrott, Aufgabe nicht erfüllt...
Madihani Landwirtschaftliches Trainingszentrum... leere Gebäude...
Solarenergie....
Biogas....
Die Liste ist lang. Ich bin aber immer wieder neugierig auf der Suche nach den Positivbeispielen, die die Ausgaben hier rechtfertigen. Vielleicht kann jemand weiterhelfen?
Ganz einfach, wenn die Arbeit der Mission Eine Welt und NMZ so segensreich ist, dann lasst uns lernen! Die internationale Diskussion über Entwicklungshilfe ist spannen und alle warten auf die positiven Beiträge der auf diesem Feld tätigen.
Nochmals:
Laut den vom NMZ, KPS, Mission EineWelt (=Bayrische Mission) und EAWM finanzierten externen Auditreports (unabhängige Buchprüfung) kam es in allen untersuchten Abteilungen der Südzentraldiözese zu erheblichen Abgängen. Die Reports liegen beim EAWM auf und müssen auch bei den anderen Werken zu finden sein.
Aus dem Büro des Bishofs sind 2003/2004 der Verbleib von ca. 90 Millionen Tansanischen Schillingen nicht zu erklären, das sind auch immerhin (je nach Umrechnung) 60.000 bis 90.000 Euro.
Das steht in den Prüfungsberichten und wurde von Fachleuten aus Tanzania auch so zu den Werken kommuniziert. Diese werden nicht beachtet, man reagiert nicht. Ein Vertreter der Geber ruft in Tanzania an und bittet, Kritik nicht zu veröffentlichen.
Anonym hat gesagt...
Lieber Herr Dr. Brandl!Ich bin ganz Ihrer Meinung. Das was hier in Tanzania abläuft, unter dem Deckmantel der Kirche, stimmt mich sprachlos.....!Das ist genau das was ich mit meinem Kommentar sagen wollte. Es ist nicht in Ordnung im Namen Gottes solche Schweinereien zu begehen.Es ist auch nicht in Ordnung Gelder von Spendern (die im Glauben "Gutes zu tun") so zu missbrauchen.Ebenfalls ist es nicht in Ordnung von Missionen einfach nur zu schweigen und zu ignorieren. Leider ist es ein sehr großes Übel, dass zu Kritiken in der Kirche einfach nur geschwiegen wird... ....Schreiben Sie öffentlich über die Zustände. Sie haben es am eigenen Leib erfahren....schweigen Sie nicht. Ich denke die Welt hat darauf ein Recht zu erfahren was in Wirklichkeit passiert. Wir alle sind es den Armen schuldig. lg M
Das finde ich auch und danke für die Aufmunterung. Was mich wundert ist, dass immer wieder Missionare (was für ein schreckliches Wort) berichten, klagen und frustriert sind, dass Volontäre Berichte schreiben, der EAWM und ich nun seit Jahren versuchen zu kommunizieren und bemerken, dass alles bekannt ist - seit Jahren bekannt ist - auch dem NMZ oder der KPS oder dem Bayrischen Missionswerken (nun Mission EineWelt) dass die Finanzen im argen liegen und es keine offene Diskussion gibt!
Was tun Mitarbeiter und Missionare der Nordkirchen eigentlich in den Buchhaltungs- und Finanzdepartments der Südkirchen? Gute Gehälter kassieren? Verbessern? Was sind die Hinweise für die Sinnhaftigkeit solcher Einsätze?
Wie es Euch beliebt:
Einerseits: Bei Nachfrage bei den Verantwortlichen in den Geberorganisationen wird Kritik ( fehlende Kontrolle, fehlende Rechenschaft) mit einer Kolonialismusdebatte überzogen - noch dazu mit einer rasch selbst initiierten "man könne nicht fordern den Bishof abzusetzen". Es wird gesagt, dass die Empfänger mit ihren Geldern und Schwierigkeiten selbst fertig werden müssen, diese zur Anzeige bringen müssen. "Die Zeit des Kolonialismus wäre Gott sei Dank schon vorbei" und man wäre "froh darüber".
Gebt doch mal einer Gruppe viel Geld ohne Kontrolle und dann lass sie sich selbst reinigen und bei der Polizei anzeigen...
Andererseits: Dann sitzt man aber doch in den Gremien der Südkirche, als Missionvertreter (als stimmberechtigtes Mitglied in Finanz- und Plannungskommittees), fliegt um die halbe Welt - wozu? Mit den Armen redet man aber nicht oder mit Vertretern der Afrikanischen Zivilgesellschaft. Wenn diese versuchen Kontakt aufzunehmen kriegen sie in der Regel keine Antwort. Vertreter der geber sitzen also mit anderen Menschen an einem Tisch und entscheiden über Vergabe von Geldern und andere aus dieser Gesellschaft in die diese Gelder eingreifen, werden ausgeschlossen. Kolonialismus...?
Ein anderer Anonym hat gesagt...
Sehr geehrter Herr Brandl,Gratulation zu Ihrer Arbeit und zu Ihrem Mut, sich mit den Mächtigen in den Kirchen anzulegen. Aus eigener (leidvoller) Erfahrung weiß ich, dass einige Verantwortliche der Afrikareferate bestimmter deutschen Missionswerke nicht hören wollen, wenn ihnen der wahre Zustand der Partnerschaftsarbeit mit einzelnen Diözesen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tanzania vor Augen geführt wird. Es freut mich zu hören, dass einige an der Einführung ethischer und finanzieller Standards gearbeitet haben. Es würde mich aber wundern, wenn man in Bayern oder Nordelbien sich diesem Problem stellt - man müsste ja sonst den Partnerschaftskreisen und Kirchgemeinden erklären, warum man jahrelang nichts bemerken wollte oder konnte.Solange die Landeskirchen nicht klare Vorgaben und Richtlinien für die Missionswerke und den kirchlichen Entwicklungsdienst erarbeiten und auch einmahnen, wird sich meiner Erfahrung nach nur wenig ändern. Ich werde mir erlauben, Ihre Blog-Adresse auch an ehemalige Kollegen und Mitarbeiter in der Partnerschaftsgruppe weiterzugeben. Danke für Ihren Dienst !
Gut wäre es, würde es endlich zur offenen und auf den vorhandenen Unterlagen beruhenden Diskussion kommen und zwar unter Einbeziehung der Betroffenen, also der Partnergruppen, der Spender die so viel Arbeit und Herz in ihre Gaben legen. Auch jene für deren Entwicklung die Gelder eigentlich gedacht waren müssen eingeschlossen werden.
Geben Sie meine Adresse ruhig weiter und Mann/Frau kann mit mir auch Kontakt aufnehmen.
Ich denke auch, dass Ethikcodes erst mit Leben erfüllt werden müssen, vor allem bei der Bayrischen Mission und dem NMZ habe ich da auch nicht viel Hoffnung. Wollen diese Diskussion nicht. Oder sie fangen seit Jahren an sie zu führen - ein langer jämmerlicher Anfang, bei der Mission EineWelt wurde schon 2001 angekündigt...
Wie hat denn Ihre leidvolle Erfahrung ausgesehen? Was kann man tun, damit sich die Situation zum Positiven für die Menschen in Tansania ändert? Das wäre die Diskussion! Dass diese nun mit der Behauptung der EAWM oder ich wollen "die Kirche zerstören" verknüpft wird ist sehr unglücklich und unüberlegt. Gerade aus dem christlichen Selbstverständnis könnte man hoffen, dass das mit Kraft, Offenheit und Ehrlichkeit geschieht. Missionswerke und ELCT suchen Sündenböcke, verdrehen die Wahrheit, lügen... das zerstört die Kirche, nicht das drüber reden. Lieber Herr Anonym, ich würde gerne mal drüber reden um es zu verändern, verbessern um mit zu helfen, die Armen zu retten und damit auch "die Kirche zu retten".
Persönlich denke ich dass ich die ethische und moralische Kapazität der Lutherischen Kirche (und vieler religiöser Institutionen) hier überschätzt habe. Ich habe an ihre Sendung und ethische Kraft geglaubt. Im Moment geht es meiner Meinung nach ums Zudecken und in Europa wie in der "Partnerkirche" in Tansania darum, jene ausfindig zu machen und zu bekämpfen, die über die Misstände reden (es wird jeder beschuldigt, der offen spricht - zugleich werden Gerüchte und Unwahrheiten in die Welt gesetzt, Dichtung zur Wahrheit addiert - man müsse sich entschuldigen, wofür genau, das sagt dann keiner).
Wie gesagt, die Fakten sind VOR ALLEM den Missionswerken seit Jahren bekannt und müssen ihnen auch bekannt sein, als treuhändische Verwalter der Spendengelder. Dass auch den Mitarbeitern, der Vertrauensmissbrauch oft weh tut, ist keine Entschuldigung.
Es wäre gut, wenn Sie offen wären und auch über Ihre leidvollen Erfahrungen berichten würden, wenn das mehrere tun, dann ändert sich vieleicht was?! Auh wenn da viel Angst und Schmerz bei den in der Kirche eingebetteten besteht - das wollen wir ernst nehmen.
Allerdings, dass sich dadurch bei den von Ihnen genannten Missionswerken etwas ändert, das glaube ich auch nicht mehr. Zumindest nicht durch den Dialog - dazu müssten die Verantwortlichen nämlich erst auf Hinweise und Kontaktaufnahmen zu reagieren versuchen - sie drängen sich aber in die Opferrolle - Schade! Dass sei vor allem dem NMZ ins Stammbuch geschrieben... man muss schon wissen, was man lesen will, was wichtig ist, wenn es mit der eigenen Arbeit zu tun hat... ein paar tausend Euro Spendengelder oder ein paar in den Sand gesetzte Projekte sind es offensichtlich nicht...
Immerhin hat ein Vertreter des NMZ gemeint, die Gelder werden zurückgefordert werden! Wie und wann das geschieht und wie die Gelder ihrer Bestimmung zugeführt werden, darauf bin ich schon sehr gespannt. Aber wahrscheinlich erzählt jener uns das dann nicht - weil geht "uns" das was an? Auch wenn er im Finanzkommitee der Lutheran Mission Cooperation sitzt.
Zuerst müsste es eine ehrliche Offenlegung und Aufarbeitung geben. Im Moment sehe ich diese Bewegung nicht. Wie gesagt ich denke, man sucht nach undichten Stellen und beschuldigt die, die über die Skandale reden in Tansania wie in Europa, gleiches Muster - soviel zur Kulturdiskussion - die Kultur der Korruption und des Zudeckens ist nicht an Religionsgemeinschaften oder Nationen gebunden, die scheint global und universal. (In Tanzania ist der Zustand großer Teile der ELCT eh kein Geheimnis - was sich zwar dirt in der Presse findet, aber nicht in den Presseinforamtionen der Missionen in Europa. Ich denke, es gibt halt viele Profiteure und Abhängige viele "afrikanische Wege", viele "so sind sie halt und da muss man halt einen Korruptionszuschlag einrechnen").
Lieber Anonymus - passen Sie auf - man gerät hier leicht unter Beschuss und dann werden sie benutzt um vom Thema abzulenken:
Vom falschen und unterdrückenden Gebrauch der Spendengelder und von der Unprofessionalität, die hier an den Tag gelegt wird!
Korruption tötet und hemmt die Entwicklung!
Mehr Hilfe fördert sehr of Korruption und Wirtschaftlichen Niedergang, das ist wissenschaftlich gut belegt. Das führt zu veringerter Lebenserwartung, zur Erhöhung der Krankheitsprävalenz und damit zum Tod. Der weiche langsame Tod.
Über die sterbenden AIDS Kranken redet keiner, mit keinem Wort. Die amerikanische cd4 Maschine in Bulongwa funktioniert offensichtlich nicht mehr und die Menschen sterben weiter - bis auf die, welche wir auf die Therapie setzen konnten - die meisten - aber ohne gutem Monotoring, ohne Qualität?
Das NMZ hält Seminare über die negative Auswirkung von HIV/AIDS auf die Wirtschaft. Wozu? Diese Frage ist ernst gemeint, wozu?
Immerhin hat der Bezirkshauptmann angeblich PIUMA besucht und gemeint, dass er ihnen vertraue und die Organisation die einzige NGO im Distrikt wäre, die positive Ansätze zeige. Der Distrikt hat angeblich PIUMA nun für 15 Euro im Monat ein großes Gebäude überlassen. Über VCT (Test Zentrum) und CTC (Behandlungsklinik) wird gerade geredet.
Trotzdem habe ich oft das Gefühl, ich sollte hier den Mund halten, da ich denke, schon alleine um PIUMA (oder Dr. Rainer) nicht "den Erfolg zu gönnen" wird dagegen gearbeitet. Mein offenes Reden bringt Widerstand auf Kosten der Kranken. Hätten Jackson und PIUMA nicht aufbegehrt, die Presse nicht geschrieben... dann hättet ihr Weiterbehandeln können... "selber schuld".
Gelder die ohne Kontrolle und Konsequenz und ohne Effizienz verschwinden, haben auch negative Auswirkung auf die Wirtschaftleistung, manchmal sogar auf die Lebensdauer von Menschen - ich weiß, eine Binsenweisheit, aber gut belegt.
Die Kirche muss zurückfinden zur Wahrheit und zur christlichen Solidarität - mit den Armen - das geht!
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