„Da musst Du aufpassen..“
Lokale Afrikanische Lutherische Kirche in Makete schließt „AIDS Klinik” und gefährdete das Leben hunderter PatientInnen.
In der Tansanischen Südzentral Diözese, wo der EAWM in „Partnerschaft“ mit der lokalen Lutherischen Kirche seit 2004 ein erfolgreiches Behandlungsprojekt für hunderte AIDS Kranke durchführt, kommt es nach Auseinandersetzungen zwischen Gebern aus dem Norden und der lokalen Kirche zur Unterbindung der professionellen PatientInnenversorgung durch die Leitung der Diözese. Hintergrund ist der durch unabhängige Wirtschaftsprüfer nachgewiesene Diebstahl von rund 200.000 Euro Staats- und Gebergeldern, sowie Missmanagement von Projekten durch die derzeitige Leitung der lokalen Kirche unter der Führung und in der Verantwortung von Bischof Shadrack Manyiewa.
Über das Bulongwa Lutheran Hospital und die erfolgreiche Betreuung von hunderten HIV/AIDS Patienten ist in DieBrücke sowie in Fernsehbeiträgen regelmäßig berichtet worden.
Aussperrung vom medizinischen Personal...
Am Nachmittag des 12. April 2004 wird das Team der “Care and Treatment Clinic” unter der Leitung des EAWM Mitarbeiters Dr. Rainer Brandl von einer Minute zur anderen aus dem Krankenhaus ausgesperrt. Das nach den Richtlinien des Nationalen AIDS Programms geschulte und erfahrene Team hat seit Dezember 2004 ca. 650 HIV/AIDS Patienten regelmäßig betreut und mehr als 250 PatientInnen mit bereits stark geschädigtem Immunsystem auf die notwendige und lebensrettende antiretrovirale Therapie gesetzt.
Es gab keine Warnung, keine Vorgespräche und bis heute keine offizielle Erklärung für die Gründe dieser Entscheidung, die offensichtlich von medizinischen Laien aus der Kirchenleitung getragen wird.
Die Wachmannschaften des Krankenhauses wurden verstärkt und das über das EAWM Projekt finanzierte Fachpersonal auch unter Anwendung von Gewalt daran gehindert, die Arbeit mit den ihnen anvertrauten PatientInnen fortzusetzen. Laboruntersuchungen, die für Steuerung und Überwachung der lebensrettenden HIV/AIDS Therapie notwendig und vorgeschrieben sind, konnten ab diesem Zeitpunkt nicht mehr durchgeführt werden. Das Leben der PatientInnen scheint vor allem im Hinblick auf die mögliche Entwicklung von Resistenzen und durch die Gefahr zu spät entdeckter oder unbemerkt auftretender Medikamentennebenwirkungen gefährdet.
... aufgrund Kritik an der Diözese.
Die Selbsthilfe Gruppe PIUMA („pima uishi kwa matumaini“ – „Teste und lebe mit Hoffnung“) hat sich mit minimalen finanziellen Mitteln aus den gesundenden, von ihren Krankenbetten aufstehenden AIDS PatientInnen gebildet. PIUMA Mitglieder haben gelernt an die Öffentlichkeit zu treten und zu ihrer Krankheit zu stehen und helfen nun bei der Betreuung von anderen PatientInnen und in der Prävention.
Ein BBC Reporter wurde Zeuge der Geschehnisse am Bulongwa Lutheran Hospital und brachte daraufhin die Attacke auf die Klinik in ganz Afrika an die Öffentlichkeit.
Ende 2005 fand eine externe Buchprüfung der diözesanen Konten statt. Dies passierte auf Wunsch und durch Finanzierung der geldgebenden Missionen aus Deutschland und Österreich (Bayrisches Missionswerk, Kirchenprovinz Sachsen, Nordelbisches Missionswerk und EAWM) und erst nachdem rund 16 Monate lang nicht auf Nachfragen seitens der Geberorgansiationen bzgl. des Verbleibs von Spendengeldern seitens der Diözese reagiert wurde. Die Prüfung brachte zu Tage, dass der Verbleib von mindestens 272 Mio. Tansanischen Schilling (ungefähr 200.000 Euro) aus staatlichen Zuwendungen, Spendengeldern und sonstigen Einnahmen nicht erklärt werden kann.
Trotz oftmaliger Rückfragen von Missionen und Mitarbeitern aus Europa, sowie durch unzufriedene Menschen in Tansania wurden keine Konsequenzen aus den Skandalen gezogen, der Bischof gestand das Verschwinden der Gelder in öffentlichen Presseinterviews lediglich ein.
Als Jackson Mbogela, ein mutiger Mitarbeiter der Klinik, nach monatelanger Verzögerungstaktik durch den Bischof, ein Interview an eine Zeitung gab, wurde seitens der Diözese versucht, jene, die über die unerfreulichen Tatsachen reden, unter Druck zu setzten.
Wer über den Diebstahl spricht und Rechenschaft einfordert, wird als Zerstörer der Kirche gebrandmarkt, die eingangs erwähnte Schließung der Klinik erscheint somit als logische Konsequenz.
Eine alte Geschichte
Dr. Rainer Brandl, der die Klinik in den letzten beiden Jahren aufgebaut hat, meint: „Ich kann mich noch gut erinnern wie ein afrikanischer Freund, der mit Hilfe der Kirche in Österreich studierte und ein Verwandter eines sehr hohen lokalen Kirchenvertreters ist, bei meiner Ankunft in Tanzania 2003 zu mir sagte: „Der Chefarzt ist zwar ein guter Arzt und sehr intelligent, aber beim Geld, da musst Du bei ihm aufpassen“. Ich hatte damals nicht genau verstanden was er meinte, heute weiß ich es“
Der Chefarzt wurde später vom Bischof gekündigt, weil bekannt wurde, dass im Krankenhaus in den Jahren 2003/04 ca. 100.000 Euro verschwunden waren. Er wurde kurze Zeit später in einem anderen evangelischen Spital wieder eingestellt und entgegen aller bischöflichen Ankündigungen nicht zur Rechenschaft gezogen.
Der EAWM versuchte mit Hilfe eines lokalen Teams von gut eingearbeiteten und kooperierenden sowie fair bezahlten lokalen Mitarbeitern eine gute Klinik aufzubauen, die Beispielfunktion ausüben, und der durch HIV/AIDS schwer gekennzeichneten Bevölkerung Hoffnung geben kann. Es wurde dabei immer darauf geachtet, dass alle Spendengelder für die Behandlung der Kranken verwendet wurden – was bei der in Finanznöten befindlichen und von den Skandalen geschüttelten Kirchenleitung nicht goutiert wurde (alle Überweisungen der Geber wurden mittlerweile eingestellt) und zu Druck auf Mitarbeiter des EAWM durch den Bischof führte.
Jackson Mbogela, auch Unterstützer der Selbsthilfegruppe PIUMA berichtet: „Pastoren die ihre Gemeinden dazu aufriefen, nicht an Protesten gegen den Missbrauch von Geldern teilzunehmen, wurden vom Bischof mit Motorrädern aus US-Amerikanischen Spenden belohnt, Kritiker und Mutige werden mit dem Ausschluss aus der Kirche und mit der Hölle bedroht.“
Zukunft
Der EAWM wird die Selbsthilfegruppe PIUMA weiter unterstützen und nach dem Abbruch der Beziehung zur lokalen Kirche versuchen, die Klinik mit Hilfe der kooperationsbereiten lokalen Regierung und unter Beteiligung der Selbsthilfegruppe in anderen Räumlichkeiten weiterzuführen. Dazu wurden bereits Gespräche mit dem Gesundheitsminister geführt, der aufgrund des großen Medienechos und der Anordnung des Premierministers zur Lösung der Krise aufgerufen wurde.
Informationen im Internet finden sich unter http://mbogela.blogspot.com oder http://www.higlandshope.com/und http://www.rainerbrandl.blogspot.com/sowie http://www.gerhradraxendorfer.blogspot.com/ und www.judithschnabler.blogspot.com
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