Ach UNICEF!
http://fr-aktuell.de/top_news/?sid=82979ed027cbadc73f644cfccb1b615a&em_cnt=1285360
Die kompletten Recherchen der Frankfurter Rundschau lesen sie in ihrem Spezial.
MATTHIAS THIEME schreibt unter diesem Link in der Frankfurter Rundschau über den UNICEF Spendenskandal:
"Dietrich Garlichs, umstrittener Geschäftsführer der Deutschen Sektion des Kinderhilfswerks, tritt zurück. Die Bundesregierung will die Regeln für Transparenz bei Spendenorganisationen überprüfen. Kölner Unicef-Mitarbeiter hatten sich in einem Schreiben an die FR gewandt.
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Unicef Geschäftsführer Dietrich Garlichs gibt sein Amt auf. Er zieht mit diesem Schritt die Konsequenzen aus den anhaltenden Diskussionen um Versäumnisse bei dem Kinderhilfswerk."Für den Vertrauensschaden, der in den vergangenen Wochen entstanden ist, übernehme ich die Verantwortung", schreibt Garlichs in einer persönlichen Erklärung. "Ich entschuldige mich bei allen, die unter der öffentlichen Diskussion zu Unrecht gelitten haben." Mit diesem Schritt will Garlichs dem Kinderhilfswerk einen Neuanfang ermöglichen.
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Mitarbeiter der Kölner Unicef-Zentrale hatten sich zuvor mit einem Schreiben an die Frankfurter Rundschau gewandt. "Die absolut überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter war völlig geschockt, als Frau Simonis am Samstag zurückgetreten ist", heißt es dort. "Besonders aufgeregt hat uns die verlogene Pressekonferenz unserer Führungsriege am Mittwoch in Berlin. Da fliegt ein ganzer Tross in die Hauptstadt, um nichts anderes zu tun, als Herrn Garlichs zu decken und Frau Simonis zu denunzieren."In der Kölner Unicef-Zentrale sei seit dem Rücktritt von Simonis täglich eine Flut von Protestschreiben und Kündigungen eingegangen."
Ich kann hier paralellen zum Umgang der Kirchen mit ähnlichen Problemen in den eigenen Reihen ausmachen. Zuschriften, die ich bekommen habe, sprechen oft ein ähnliches Problem der abgehobenen Führung an! Jobs, Abhängigkeiten und eine Führungskaste an der Spitze, die versucht Spender nicht oder nicht vollständig zu informieren. Um "der Kirche nicht zu schaden"?
Auffällig ist für mich in jeder "Diskussion" über Spendenskandale, dass nie ein Wort über den Schaden geschrieben wird, der bei der Zielgruppe entstanden ist. In diesem Fall sind es die Kinder, für die UNICEF sich vorgeblich einsetzt.
Dieses Verhalten bemerke ich überall und immer wieder! Offensichtlich geht es mehr um die Organisationen, die Jobs, die Mitarbeiter (was ich teilweise verstehen kann), als um die eigentliche Aufgabe.
Die selbstmitleidige Klage über den Schaden an der Organisation und über den Vertrauensverlust bei den Spendern ist lachhaft. Gott sei Dank reden die Spender mit und Gott sei Dank gibt es Vertrauensverluste. Wenn Spender überhaupt informiert werden! Das gibt die Chance, dass Dinge besser werden!
Ähnliches Verhalten des Mauerns und Verbergens stelle ich bei kirchlichen Werken fest. Man erklärt auch immer wieder gerne jene zu Problemen, die über die Skandale reden.
Bei UNICEF weiß ich im Fall von Makete, dass die lokale Vertreterin von UNICEF wegen Untreue vor Gericht gebracht wurde. Das passierte nach den Protesten von PIUMA und nach dem Einsatz einer Untersuchungskommission durch den damaligen (!) Premierminister Lowassa. Es ging um Gelder für AIDS Waisen, die nie bei jenen angekommen sind. Es wurde reagiert.
Von der lokalen Kirche wurden in Makete vermutlich weit größere Beträge der Entwicklungshilfe, Steuergelderen und staatlicher Unterstützung für das Krankenhaus gestohlen, als aus den Koffern der UNICEF.
Es wurden bis heute keine Konsequenzen gezogen und niemand verantwortlich gemacht! Die vollmundige Ankündigung der Rückforderung der gelder durch einen Vertreter des NMZ ist das Papier nicht wert auf dem man solche Mails and Spender ausdrucken kann.
Transparenz ist ein Fremdwort in kirchlichen Werken, alles muss "kirchenintern" geregelt werden. Besonders skandalös sind hier die Aussagen aus der Mission EINE Welt ("der Kirche nicht schaden") und aus der Landeskirche in Bayern, die mich über den Referenten von Landesbischof Friedrich wissen lässt, dass sie voll hinter ihrem Werk und dem erfolgreichen Kampf gegen Korruption steht.
Die Früchte dieses Kampfes werden bis jetzt vergeblich gesucht. Die Bayrische Landeskirche behauptet und täuscht ohne einen einzigen Beleg für ihre Erfolge.
Das Verhalten jener Missionswerke, die direkt und über Jahre korrupte, menschenverachtende Strukturen in Tansania gefördert haben und sich nicht gegen Menschenrechtsvergehen durch ihre Partnerkirche ausgesprochen haben, ist ein größerer Skandal als jenen der UNICEF in Deutschland. In Makete wird Menschen vor Ort durch Spendengelder direkt geschadet. Nicht nur, dass diese Gelder nicht bei der Zielgruppe ankommen! Die Gelder wohlmeinender Kirchenbesucher und Partnerschaftsgruppen schaden direkt den lokalen Gemeinschaften, weil sie auch dazu benutzt werden, um lokale, traditionelle Strukturen der Kontrolle zu unterminieren.
Menschen, in deren Taschen die unkontrollierten Gelder gelandet sind und denen sie unkontrollierte Macht gegeben haben, die schaden anderen, indem sie Macht ausüben und Menschenrechte, wie das Recht auf eine ausreichende HIV Therapie unterbinden.
Was ist schon der Tod von ein paar aufbegehrenden HIV/AIDS Kranken und deren Kindern? Was ist das schon das Wort der Ältestenräte und Dorfgemeinschaften?
Der Tansanische Premierminister Lowassa ist vorgestern zurückgetreten!
Wegen einem Korruptionsskandal! Die ganze Regierung wurde mittlerweile abgesetzt und Präsident Jakaya Kikwete (der übrigens als Moslem auch ein Kirchenältester ist - nur damit nicht gleich wieder das Geschrei aus der Bayrischen Kirche über die angebliche Benachteiligung der Christen in Tansania durch den Moslempräsidenten losgeht) hat bereits einen neuen Premierminister angelobt und wird vermutlich am Montag ein neues Kabinett bekanntgeben und angeloben. Die Verfassung wird eingehalten und die Opposition und das Parlament haben eine große Rolle bei der Aufdeckung und dem Rücktritt des Premiers gespielt.
Vicky von der BBC http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/7234410.stm und Muhingo von Rai http://www.newhabari.com/rai/habari.php?id=332§ion=habari berichten, wie viel andere ihrere Kollegen. Tansania ist im Moment ein leuchtendes Beispiel für die Entwicklung von Pressefreiheit und Transparenz - für die Entwicklung - nicht für das Bestehen!
Konsequentes Handeln - auf der Grundlage von offenen Untersuchungen, dem Wirken von Opposition und der Berichterstattung durch eine freie Presse - ist ein gutes Beispiel dafür ist, wie mit schädlicher Korruption umgegangen werden sollte und wie diese bekämpft werden kann.
Ein negatives Gegenbeispiel uaf der Grundlage von korrupten Systemen erleben wir im Moment im Nachbarland Kenya, aber in der ELCT und den fördernden Missionswerken. Korruption zerstört Gemeinschaften.
Dieses konsequente Handeln wird den Menschen in Tansania mehr helfen, als all die "Hilfe" und Unprofessionalität des Spendengeschäfts, Korrupte und kriminelle afrikanische Eliten in Staat und auch in Kirchen wurden durch unkontrolliertes Geld aus dem Ausland vielfach erst ermöglicht. Diese Eliten haben sich der Kontrolle durch die afrikanischen Gesellschaft entzogen. Missionswerke wie NMZ und die Bayrischen Landeskirche haben zumindest im Fall Makete eine bedeutende negative Rolle gespielt.
Viele Missionswerke, die lokale Lutherische Kirche in Tansania, die Bayrische Landeskirche und einige Pastoren und Bischöfe, die mit den Skandalen zumindest im Sinne ihrer christlichen Verantwortung in Verbingung gebracht werden müssen, können und wollen das nicht vertstehen.
Warum Transparency International trotz intensiver Beschäftigung schon wieder ein Jahr verstreichen lässt, ohne das Thema konsequent und transparent (!!) zu behandeln, das bleibt ein Rätsel. In internen Papieren, die uns vor fast einem Jahr durch einen Vertreter von TI Deutschland (= für die nächsten 100 Jahre vertraulich?) übergeben wurden, werden die Mechanismen und der Schaden, der Gesellschaften durch Korruption in der Kirchlichen Entwicklungszusammenarbiet entsteht, genau beschrieben.
Korruption und fehlende WIRKSAME Gegenmittel, die für die Zielgruppe der "Hilfe" allzuoft tödlich enden, stellen in der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit offensichtlich ein systemisches Problem dar.
Verliert Transparency International in diesem Fall das Vertrauen in die gepriesene Transparenz und die korrigierende Kraft der Öffentlichkeit? Es werden in dem Papier zweifelsohne sehr wirksame Methoden der Transparenz (Veröffentlichung) bei der Korruptionsbekämpfung beschrieben.
Ich habe das Gefühl, dass vieles in der Welt anders ist, wenn es um Kirchen oder um religiöse Organisationen im allgemeinen geht. Wer sich Gott und der guten Tat näher glaubt, der versteht die Forderung nach Kontrolle, Aufklärung und Konsequenz als Lästerung?
Im Übrigen bin ich deshalb der Meinung, dass die zuständigen Missionssekretäre in Europa zurücktreten müssen und die Finanzgebarung in Europa und Tansania vollkommen offengelegt werden muss und Verantwortliche in Tansania und in anderen Ländern zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
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