Veneranda Sanga ist tot

Sie war meine Patientin und wurde bereits zum Zeitpunkt der Geburt durch die Mutter mit dem HI-Virus infiziert.

Wir haben Veneranda im Rahmen des EAWM Programms, das auch hier auf meinem Blog und unter http://www.rainerbrandl.at/ beschrieben ist, erfolgreich behandelt und ein langes Leben war vorauszusehen. Das ist nichts Besonderes, wenn die Behandlungsrichtlinien eingehalten werden. Menschen, die mit HIV/AIDS leben, erreichen heute mit der Therapie oftmals ein normales Lebensalter. Dann wurde das Behandlungsprogramm von einer kriminellen Kirche http://www.elct.or.tz/ mit Gewalt unterbrochen und nie wieder in der gleichen Qualität wie Anfang 2006 fortgeführt. Der Grund für diese Handlung dürfte darin gelegen sein, dass der EAWM auf die richtige Verwendung, der auch von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung gestellten Gelder, bestanden hat und der lokalen Kirche den unkontrollierten Zugriff auf diese verwehrt hat. Offizielle Erklärung gibt es bis heute keine. (Vor allem bei den im LMC http://www.lmc.or.tz/members.html vertretenen Missionswerken ist es seit Jahren nicht üblich, die richtige Verwendung der Gelder durch die Partnerkirche zu belegen und laut internen kirchlichen Berichten gibt es für bis zu 75% der Diözesen und Projekte aus ganz Tansania keine korrekten Rechnungsabschlüsse)

http://www.highlandshope.com/2005/12/11/veneranda-a-16-year-olds-life-history-experiences-difficulties-and-dreams-2 erzählt von Veneranda, die 2005 auch den späteren Präsidenten Jakaya Kikwete treffen konnte.

Tatsache ist, dass sich monatelang und jahrelang niemand aus der Lutherischen Kirche um Ihr Schicksal angenommen hat. Obwohl bekannt war, dass sich ihre Laborwerte seit 2006 stetig verschlechtert haben und ihr Leben in Gefahr war – es ist mit Sicherheit ein völlig unnötiger Tod gewesen. Warum sie letztlich so rasch verstorben ist und welche AIDS Erkrankung letztlich zu ihrem viel zu frühen Tod geführt hat, wird leider vermutlich unklar bleiben.

Ein Akuttransfer in ein 50 km entferntes gut ausgestattetes anderes Missionsspital war leider erfolglos und konnte ihren Tod nicht mehr verhindern.

Persönlich denke ich, dass auch der emotionale Zustand der kleinen Patientin nach der gewaltsamen Aussperrung des EAWM Programms eine Rolle gespielt hat. Die Beziehung vom Behandlungsteam zu Patienten spielt gerade bei chronischen Erkrankungen eine große Rolle und entscheidet oft über den Therapieerfolg.

Ich habe Veranda im April 2006 sagen lassen, dass sich andere um sie kümmern werden und dass sich alles aufklären wird und sie nicht weinen müsse. (Ich dachte damals noch, dass die Kirche nicht so achtlos wäre.)

Ich habe mich damals bei meinen Beruhigungsversuchen getäuscht und es tut mir heute Veneranda gegenüber leid, dass ich ihr gesagt habe, dass „die Kirche" doch nicht so schlecht wäre und für eine gute gleichwertige Behandlung Sorge tragen würde. Sie hat es damals schon besser gewusst. So wie viele Menschen in Tansania, die immer wieder angelogen und unterdrückt werden, ohne sich wehren zu können. Sich auch gegen Pastoren und Bischöfen nicht wehren können, die mit viel unkontrolliertem Geld Macht ausüben können.

Die Immunzellen von Veneranda, die schon von Beginn an niedrig waren, sind seit 2006 offensichtlich stetig gefallen und nicht gestiegen, wie es unter der Behandlung zu erwarten ist.

Leider war das in der durch eine Achtsamkeitskampagne beworbenen Missionskirche http://www.mission.de/ nicht möglich, sich in der Folge für Menschen wie Veneranda einzusetzen - zu sehr ist man bis heute mit den eigenen Verwicklungen in den Spendenskandal beschäftigt. Menschen leiden nach wie vor unter Diebstahl von Spendengeldern und unter den Menschenrechtsverletzungen aus dem Herzen dieser Kirche. Viele Ressourcen werden nach wie vor von Missionswerken wie dem NMZ http://www.nmz-mission.de/fix/files/doc/StatementoftheEvangelicalLutheranChurchinTanzania.2.pdf und der Mission EINE Welt verwendet http://www.mission-einewelt.de/, um auf jene Menschen loszugehen, die sich für die Aufklärung der Kriminalität in der Kirche eingesetzt haben. Es wurde bis heute niemand für die seit mindestens 2005 bekannten Diebstähle zur Verantwortung gezogen.

Als die Klinik mit Gewalt geschlossen wurde und vielen HIV/AIDS Kranken aktiv die Behandlung verweigert wurde, hat Veneranda mit der Faust in ihrem Mund geweint wie ein kleines verzweifeltes Kind und gemeint, dass sie jetzt sterben müsse.

Nun ist Veneranda tot und die Bischöfe (auch Herr Bischof Michael Bünker aus Österreich - der seit Monaten über Veneranda informiert ist) sowie Missionsdirektoren, werden wohl weiter schweigen oder mit Transaprency International Seminare darüber abhalten, wo sie sich damit beschäftigen, ob die Korruption in der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit ein Problem ist.

Kriminalität und Menschenrechtsverletzungen werden sie nur dann erwähnen und öffentlich anprangern, wenn sie in anderen Sektoren der Gesellschaft oder an anderen Orten der Welt stattfinden und wenn Kirchenvertreter daraus irgendeinen Vorteil ziehen können und als Moralapostel dastehen können.

Traurig, aber ist so!

Veneranda ist nur ein Beispiel, aber ein besonders trauriges. An AIDS muss man nicht sterben, niemand!

Andere Blogs mit näheren Hintergründen zu Venerandas Tod:

Kiswahili:http://www.piuma-simba.org/site/2009/03/01/kapumzike-salama-veneranda/#comment-348

Englisch: http://www.highlandshope.com/2009/02/28/veneranda-sanga-died-this-morning-at-ikonda-consolata-hospital

http://www.highlandshope.com/2009/03/01/updates-on-venerandas-funeral-procession-and-burial-service-2 (Text von Vicky Ntetema BBC Chefin in Dar es Salaam)

Deutsch: http://www.elisabethzenz.blogspot.com/