Monday, July 30, 2007

MORGEN im Fernsehen:

Dienstag, den 31.07.2007 um 10:45 Uhr in 3sat

Der leise Tod: Aids in Ostafrika Film von Werner Ertel (Erstsendung 30.11.2005) "Es werden weiter Menschen sterben, weil wir zu wenig Medikamente haben", stellt Dr. Rainer Brandl lakonisch fest. Brandl ist seit 2004 im Bulongwa Lutheran Hospital in Makete, Tansania, in der Aids-Prävention tätig. Etwa die Hälfte der 150.000 Einwohner Maketes ist mit dem HIV-Virus infiziert (Anm: das ist mit Sicherheit zu hoch gegriffen, laut den Zahlen der Mutter Kind Kliniken ist mit 15 - 20% zu rechnen, was aber auch bis zu 30.000 Menschen sind, die fast alle gerettet werden könnten - vorausgesetzt man würde wollen und eine faire Gesellschaft schaffen und nicht Krankenhäuser, die dazu dienen, Menschen auszubeuten anstatt sie zu behandeln). Trotz aller Versprechungen der Regierung kommen viel zu wenig der neuen Triomune-Medikamente ins Hospital. Das Potenzial für effektive Hilfe der Weltgemeinschaft ist zweifellos vorhanden - dies hat sich nicht zuletzt bei der Tsunami-Katastrophe gezeigt. Nur ist Aids im Gegensatz zum Tsunami ein leiser Tod.

(Anm: Vor allem leise, weil nicht gesehen werden will. Der Direktor eines großen Werkes lässt mich am Telefon wissen, dass es sich bei unserer Auseinandersetzung um ein Wahrnehmungsproblem handeln würde und eine Diskussion mit mir keinen Sinn habe, da wir uns im Kreis drehen würden.

Das denke ich auch - Dr. Schäfer vom NMZ nimmt seine Veranwortung als Geber und den Tod der Menschen in Makete nicht wahr, ein Wahrnehmungsproblem!

Ausserdem lässt man mich immer wieder wissen, dass meine Sprache das Problem sei - ein Sprachproblem, ein Polarisierungsproblem, das Problem bin immer wieder ich, nicht die Diebstähle, nicht die Attacken der Diebe, nicht das viele Geld, das verschwunden ist, nicht dass sich nichts ändert, oder wenn, dann viel zu langsam, tödlich langsam)


Anmerkungen zur Neuausstrahlung des Films:

Ich habe als Arzt fast 3 Jahre lang das im Film beschriebene AIDS Projekt geleitet. Im Gegensatz zu der im Film beschriebenen Anfangsphase, hat die Klinik bis April 2006 gut funktioniert und die Medikamente wurden von der Tansanischen Regierung zur Verfügung gestellt. Perfekt arbeitende Labormaschinen der Fa. Partec http://www.partec.com/ ermöglichten uns eine hochqualitative HIV Therapie, bei der auch erfolgreich Kinder eingeschlossen werden konnten. Die Erfahrung der guten Durchführbarkeit einer hochqualitativen HIV/AIDS Therapie unter Bedingungen wie im Film gezeigt, ist mittlerweile eine auf der ganzen Welt gemachte und hat bei der AIDS Konferenz in Toronto wieder verstärkt dazu geführt, dass Therapie für alle gefordert wurde.

In meinem Team arbeiteten ausschließlich sehr engagierte Kollegen aus Tansania und es bildete sich rasch eine engagierte Selbsthilfegruppe, Patienten arbeiteten freiwillig in der Klinik mit und forderten und unterstützten mehr Hilfe für Betroffene. http://www.highlandshope.com/

Über die Selbsthilfegruppe PIUMA ("pima uishi kwa matumaini" - "teste und lebe mit Hoffnung") ist hier bereits oft berichtet worden. PIUMA hat mittlerweile ein eigenes Testzentrum in Bulongwa eröffnet.

Die Klinik war im Bulongwa Lutheran Hospital in der Diözese Makete unter Bischof Shadrack Manyiewa angesiedelt. Das Krankenhaus gehört zur ELCT (Tansanische Lutherische Kirche), die hauptsächlich aus Spendengeldern aus Europa und USA finanziert wird. Es gibt dazu auch verschiedene Finanzierungsinstrumente und Gremien (http://www.lmc.or.tz/) in denen auch die Vertreter von Missionswerken aus Übersee sitzen und über die Verteilung der Gelder mitbestimmen.

Im Jahr 2004 stellte sich heraus, dass alleine 2003/2004 einige hunderttausend Euro aus der Diözese Makete (vor allem aus dem Bischofsbüro und dem Krankenhaus abgängig sind) für die Zeit davor und auch danach (!) liegt keine ausreichende Buchhaltung vor. Es ist klar, dass die Diebstähle der Gelder und das Fehlen der Abrechnungen schon viele Jahre bekannt sein mussten und zwar auch den Gebermissionen. Personal aus Europa arbeitete in der Finanzabteilung der lokalen Kirche an führender Stelle mit.

Die fehlenden Gelder waren zum großen Teil für Pastoralarbeit und zur Armutsbekämpfung bestimmt.

Protest gegen Diebstahl in der Kirche führte zur tödlichen Attacke der Kirche gegen AIDS Patienten - die Geber schweigen!

Die HIV/AIDS Patienten und große Teile der lokalen Community haben in der Folge gegen die, auch durch Buchprüfer belegte, Kriminalität in der Kirche demonstriert und für die richtige Verwendung der Gelder für die durch Krankheit und Elend geschlagenen Bevölkerung gekämpft und gefordert, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden. Das ist bis heute nicht geschehen. Es gab viel mehr Polizeiübergriffe und Anschuldigungen aus der Kirche in Tansania und Übersee gegen die Mitarbeiter der Klinik und auch gegen Patienten.

Die Proteste führten zur gewaltsamen Schließung der Klinik im April 2006 und zum Hinauswurf des gesamten Behandlungteams. Die Tansanische Gesamtkirche schwieg dazu ebenso, wie die Missionen und Geber aus Übersee. Es wird bis heute versucht, die Beteiligung der Missionswerke an der Finanzierung und Unterstützung der korrupten Evangelischen Kirche unter den Teppich zu kehren und es sind auch nach dem Schluss der Klinik und dem Bekanntwerden der Skandale weiter Gelder geflossen, verschwunden oder falsch verwendet worden.

Seit dem gewaltsamen Schluss der Klinik sind mehr als 40 Menschen gestorben und Kinder können nicht mehr behandelt werden. Die Klinik hat nie wieder in der vor dem Hinauswurf gegebenen Qualität funktioniert und die Labormaschinen aus Deutschland Partec Cyflow und Partec SL-3 (sehr günstig, beste Qualität und die niedrigsten Betriebskosten weltweit, Möglichkeit der Behandlung von Kindern) wurden durch das Ministerium durch von Korruptionsskandalen überschattete Produkte aus USA ersetzt, die nun nicht funktionieren. Es gibt keine Laborkontrolle der Therapie.

Vor allem unkontrollierte Ressourcen der Kirchenprovinz Sachsen (KPS), der Mission EINE Welt (Früher Bayrische Mission) und des NMZ (Nordelbisches Missionszentrum Hamburg) haben dazu geführt, dass sich eine lokale, mächtige und zynische Kirchenelite gebildet hat, die Kliniken schließen kann, der die Menschenrechte gleichgültig sind und all das geschieht unter dem wissenden Schirm der Gesamtkirche. Tansanischen Gesetze und die Menschenrechte wurden gebrochen und vor allem aus der Bayrischen Landeskirche wurden Anschuldigungen gegen den Moslemischen Staatspräsidenten erhoben und öffentlich gemacht (http://www.fraenkischer-anzeiger.de/ISY/index.php?get=2&action=read&kieRID=2639) . Das geschah wohl, um den Konflikt um die schlechte Performance der Lutherischen Landeskirche, die auch in anderen Diözesen in Finanzskandale verwickelt ist, auf die Ebene eines Religionskonfliktes zu heben und von der Verwicklung der Missionswerke und ihrer Verantwortung gegenüber den Spendern abzulenken. Ich habe in diesem Blog berichtet.

Die neue Tansanische Regierung versucht Korruption konsequent zu bekämpfen, auf allen Ebenen. http://www.thisday.com/ ist eine gute Adresse zum Studium der Tansanischen Politik oder http://www.ippmedia.com/.

Ich habe bei der Erstausstrahlung des Films im ORF und auf 3sat viele positive Rückmeldungen bekommen und auch im Internet gesehen, dass viele von unserer Arbeit betroffen und begeistert waren und das zum Anlass genommen haben, auch den Missionswerken für HIV/AIDS Arbeit zu spenden. Die Bayrische Mission (Mission EINE Welt) hat auf Ihrer Homepage immer wieder mit der AIDS Arbeit in Bulongwa geworben. Die Mission kann auf Rückfragen nicht belegen, dass Spenden dort angekommen sind. Mittlerweile wurden die Spendenaufrufe von der Page genommen.

Es gab aber versuche über den Österreichischen Bischof Sturm auf mich Einfluss zu nehmen und zu fordern, dass ich aufhören solle, die "Probleme" öffentlich zu machen.

Ich kann als Arzt immer noch nicht verstehen, dass eine diebische Kirche als Partner wichtiger sein soll als Menschenleben. Die Sterbenden sind und waren für die Missionswerke nie Thema. Außer als (unfrei)willige Opfer zum Spendensammeln.

Es gibt bei den Werken keine Qualitätskontrolle, kein Spendensiegel und offensichtlich auch keine Abrechnungen der Projekte aus den Partnerkirchen.

Ich würde es vorziehen, wenn das aufgrund der Ausstrahlung morgen nicht wieder Geld zu den genannten Missionen fließt. Zumindest in Makete würden diese Gelder sicher nicht den Waisenkindern oder den Kranken zugute kommen. Viele im Film gezeigte Menschen sind aufgrund des Fehlens jeder Solidarität gestorben, weil Gelder im Krankenhaus nicht für Medikamente und Sozialarbeit verwendet werden und die Menschen frustriert und unterdrückt werden.

Nähere Hintergründe und Berichte über die tödliche Hilfe mancher Geberorganisationen, die Kontrolle und auch die Solidarität bei menschenrechtswidrigen Übergriffen durch eine diebischen Kirche (man kauft dem Bischof dann auch noch ein Auto aus Spendengeldern) vermissen lassen, die gibt es auch unter:

http://www.highlandshope.com/

oder als Bericht beim EAWM (Evangelischer Arbeitskreis für Weltkirche und Mission in Österreich) der mittlerweile die Kontakte zur Lutherischen Kirche in Tansania abgebrochen hat, da es keine Reaktion (außer Beschuldigungen und Gewalt gegen Arme und Patienten) der korrupten Kirche in Tansania gab:

eawm@magnet.at

Dort gibt es auch die Buchprüfungsberichte und andere Berichte, die die tödliche „Hilfe“ durch Gelder aus dem Norden belegen. Ein großes Thema, dass auch international diskutiert wird,"Hilfe" kann auch Entwicklung hemmen und frustrieren, Eigeninitiative lähmen. Die Kirchen stehen hier viel zu oft noch über jeder Kritik. Missionsdirektoren, die offensichtlich keine Ahnung von Entwicklungpolitik, Prokjektmanagement und vor allem von Dokumentation haben führen einen selbstgerechten Kampf um das Wohl der Kirche, aber vergessen auf die Armen, vor allem wenn es um die Korruption und Korruptionsförderung durch die eigenen Werke geht.

Es ist dabei nicht hilfreich, wenn der Direktor des NMZ in intellektuellen Missionsblättern über das Problem der Korruption in der Entwicklungzusammenarbeit schreibt, aber im eigene Haus keine Ordnung halten kann.

Es fällt bei den Publikationen der Missionen im allgemeinen auf, dass Korruption thematisiert wird und als Problem angesprochen wird (vor allem bei den "anderen") aber wenn es um die eigenen Probleme geht, bleibt man in der unkonkreten, verwaschenen Sprache hängen.

Gelder die wissentlich in falschen Kanälen landen, sind in anderen Systemen (Wirtschaft, Banken) oft Gegenstände von Gerichtsverhandlungen gegen die verantwortlichen CEOs und Manager (Untreue, Vernachlässigung der Aufsichtspflicht, Unterschlagung,...).

Religiöse Organisationen zeigen hier eine Ethik, die wohl mehr als zweifelhaft ist.

Entschuldigungen, wie "die sind halt keine Buchhalter..." sind sehr schwach und tödlich für die Armen.

SPENDET NICHT IN UNPROFESSIONELLE VORHABEN - Das ist tödlich!

Ich hoffe, dass sich Transparency International endlich auch dieses Themas annimmt!

1 Comments:

At 5:18 PM , Anonymous Anonymous said...

Sehr geehrter Herr Dr. Brandl!

Ich habe heute den Bericht im Fernsehen mit grosser Betroffenheit mitverfolgt.Betroffenheit einerseits über das schwere Schicksal vieler Kinder und die Hilflosigkeit der Menschen.....anderseits bin ich sehr bestürzt über die"gewaltsame"
Beendigung ihres Projektes, das sich doch sehr vielversprechend gezeigt hat.
Umso wichtiger ist es, dass sich die Menschen selbst formiert haben und gemeinsam mit PIUMA für ihre Rechte kämpfen. Wobei man auch feststellen muss, dass Sie den Grundstein für PIUMA gelegt haben.
Lieber Dr. Brandl, wenn Ihnen auch bei Ihrem Projekt der Boden unter den Füssen weggezogen wurde, haben Sie doch bei sehr vielen Menschen ein Umdenken bewegt. Vielleicht ist es jetzt nicht Ihre Aufgabe in Bulongwa zu praktizieren, sondern die Menschen zu informieren und aufzuklären....und vor allem PIUMA zu stärken.
Wir sind es leid, täglich mit den Korruptionen, Schmiergeldaffären und Spendenskandale konfrontiert zu werde.
Umso mehr sehnen wir uns nach jemanden, der den Mut hat gegen sämtliche Einschüchterungsversuche aufzuzeigen was wirklich Sache ist und dass GELD NICHT HILFT, SOLANGE ES IMMER IN DIE FALSCHEN HÄNDE KOMMT!
Sie beweisen sehr viel Stärke und ich bitte Sie nicht aufzuhören mit ihren Berichten und der Wahrheit.
Auch wenn es sämtlichen kirchlichen Vereinigungen,Politiker,Missionen usw. nicht hören (lesen) wollen.
lg m

 

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